Jahr: 2014
Regie: Damien Chazelle
Laufzeit: 106 Minuten
Budget: 3,3 Mio.$
Academy Award: Bester Nebendarsteller, Bester Schnitt, Bester Ton
Sowie Nominiert: Bester Film, Beste Regie
Der Inhalt kurz und knapp:
Leidenschaft, die Leiden schafft? Dies könnte das Motto des fiktiven Shaffer Conservatory sein, eine der besten Musikschulen der USA. Denn hier arbeitet, man könnte auch sagen regiert, Terence Fletcher (J.K. Simmons), dessen Band die begabtesten Musiker der Schule beherbergt. Toll! Könnte man meinen, wenn man es in diese exklusive Gruppe geschafft hat, doch dummerweise ist Fletcher ein exzentrischer Autokrat vor dem Herrn. Dieser sieht es als oberstes Ziel das letzte bisschen Talent aus seinen Zöglingen an die Oberfläche zu befördern und scheut dabei vor keiner Demütigung seiner Schüler zurück. Das muss auch Andrew (Miles Teller) am eigenem Leib erfahren, dessen Passion das Schlagzeugspielen ist. Doch anstelle sich aus der Band zurückzuziehen, nimmt Andrew die Herausforderung an und versucht sich die Gunst seines Meisters zu erspielen. Dafür ist er auch bereit alles zu opfern, stellt Privatleben und andere Interessen hinten an. Dass seine Leistungen trotzdem nicht ausreichen, zumindest für Fletcher, führt irgendwann selbstredend zum großen Konflikt zwischen Schüler und Lehrer. Hieraus resultieren für beide Seiten folgenschwere Konsequenzen, während für Andrew seine einstige Leidenschaft zur handfesten Bürde wird.
Die Meinung:
Ein Film wie ein fulminantes Schlagzeugsolo! Anders als sonst, möchte ich mein Fazit vorwegnehmen. „Whiplash“ ist der beste Film aus 2014, den ich bisher sehen konnte und dürfte sich langfristig unter meinen Lieblingsfilmen wiederfinden. Paff – ein dickes Brett! Steigen wir direkt ein – was macht den Film so grandios?
Besonders die beiden Darsteller und ihre jeweiligen Leistungen. Dass J.K. Simmons mit dem Oscar für die besten Nebendarsteller erhalten hat (auch wenn ProSieben leider nicht in der Lage war dies zu übertragen), freut mich ungemein und ist mehr als gerechtfertigt. Simmons füllt die Rolle des cholerischen Fletchers perfekt aus und ist vor allem eins – authentisch. So authentisch, dass ich als Zuschauer einen riesigen Respekt vor der Figur Fletcher aufbaute und beinahe physisch mit dem immerhin fiktiven Andrew mitlitt. Vor allem die Szenen, in denen Simmons geradezu explodiert und auf seine Schüler losgeht sind von einer unglaublichen Kraft getragen. Gleichzeitig nimmt das Drehbuch Fletcher auch wieder zurück und lässt ihn ruhig und zurückgenommen auftreten, wobei die Figur jedoch wieder in Startlöchern steht die nächste Explosion zu vollführen. Einfach große Schauspielkunst.
Doch auch Miles Teller macht seine Arbeit wirklich stark, wenngleich seine Rolle gänzlich anders ausgelegt ist. Andrew ist ein eher schüchterner, introvertierter Charakter, der über die Laufzeit auch eher geringe Anteile am Dialogumfang besitzt. Gleichzeitig ist Miles jedoch auch von seiner Leidenschaft, dem Schlagzeugspielen, besessen und will die Anforderungen von Fletcher erfüllen. Nicht gerade einfach diesen Spagat zu spielen, doch Miles Teller macht hier einen exzellenten Job. So ist es sehr spannend mit anzusehen, wie Miles in der einen Szene sehr zurückgenommen mit seiner Familie am Esstisch sitzt und in der nächste Szene bis zur völligen Erschöpfung im Proberaum sein Spiel verbessert.
Die Geschichte an sich ist mit Sicherheit nicht die originellste, nicht gerade die vielschichtigste. So macht die Handlung wenige Abstecher nach links oder rechts, einmal abgesehen von einer kurz angedeuteten Liebesgeschichte und auch die unerwarteten Wendungen sind an einer Hand abzuzählen. Doch gerade das macht für mich „Whiplash“ groß, der sich ganz auf seine Charaktere fokussiert und die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler darstellt. Dabei greift der Film das Thema auf, wie intensives Arbeiten, stetiges Üben und Verbessern dazu führen kann, dass das wichtigste an einer Sache verloren geht. Nämlich die ursprüngliche Freude und Begeisterung, und dass schließlich die Verbesserung der Leistung zum reinen Selbstzweck wird. Das ist alles keine Erfindung von „Whiplash“, doch selten so brillant dargestellt wie hier.
Ein Punkt der ebenfalls stark zum Filmvergnügen beiträgt, ist natürlich die Musik – klar, handelt es sich doch um einen Film über Musik. Auch wenn ich kein großer Jazz-Fan bin, haben mir die größtenteils klassischen Stücke sehr gut gefallen. Denn diese sind toll arrangiert, so dass man sich in den Szenen im Proberaum oder auf Bühne geradezu involviert fühlt. Gleichzeitig bekam ich als Zuschauer ein Gefühl dafür, warum diese Stücke geprobt und gespielt werden und worin die Schwierigkeit für einen Musiker besteht, eine gute Leistung zu erbringen.
Tja, was soll ich hier noch groß Jubeln? Ich habe im Grunde nichts an „Whiplash“ auszusetzen. Der Film ist ein durch und durch gelungener Film, obendrein von einem Regisseur, dem man mit seinen 30 Lenzen zu Recht als Newcomer bezeichnen kann. Ich denke, dass ich den Film in Zukunft noch mehrmals bewundern werde und kann nur hoffen, dass dieser dann noch die gleiche Wucht mitbringt, wie bei meiner Erstsichtung!
Das Fazit (für Lesefaule):
Was ein Film! „Whiplash“ hat mich mit voller Wucht gepackt und mich umgehauen. Dabei hat „Whiplash“ genau genommen keine besonders elaborierte Geschichte, sondern beschreibt ein Thema, welches so, oder so ähnlich schon mehrmals versucht wurde zu erzählen. Doch gerade durch die reduzierte Präsentation und ohne unnütze Schnörkel, macht der Film einfach nur Spaß. Besonders zum Vergnügen tragen die beiden maßgeblichen Darsteller bei, welche die ihnen zugedachten Aufgaben mit Bravour erfüllen. Natürlich sticht J.K. Simmons durch seinen cholerischen Charakter deutlicher hervor, doch auch die Leistung von Miles Teller, den eher ruhigen Gegenspieler zu geben, muss hoch gelobt werden. Ich jedenfalls habe bei nahezu jeder Minute mitgefiebert, teilweise auch gelitten, und war beim Abspann enttäuscht, dass die 106 Minuten tatsächlich schon vorbei waren. Großes Kino! Eine klare Empfehlung für… eigentlich jeden, der großartige Filme mag.
Wertung:
Trailer:
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