Spectre (Oder: Bohrende Nachfragen)

Jahr: 2015
Deutscher Titel: James Bond 007 – Spectre
Regie: Sam Mendes
Laufzeit: 148 Minuten
Budget: ca. 250-300 Mio. $
Academy Awards: Bester Filmsong

Der Inhalt kurz und knapp:

007. Bond. James Bond. Wieder einmal geht es um nicht weniger, als um das Schicksal der Erde. Doch dieses Mal möchte kein verwirrter Schurke die Welt in den Untergang stürzen. Vielmehr geht es nun um den Besitz möglichst vieler Informationen, als Werkzeug zur ultimativen Machterlangung. Hinter diesen Plänen steckt die Organisation SPECTRE, welche weltweit ihre Finger in Politik und Wirtschaft stecken hat und sich keiner Schandtat zu schade ist. Doch kaum konnte James Bond (Daniel Craig) der Organisation in Mexiko City auf die Schliche kommen, wird das Doppelnull-Programm durch politische Einflüsse für beendet erklärt und Bond landet auf dem Abstellgleis. Zwar ein herber Schlag, aber natürlich nichts was einen Bond aufhält. Dieser macht sich auf die Suche nach der Organisation und dessen geheimnisvollem Kopf (Christoph Waltz). Schnell trifft Bond auf Figuren und Gegenspieler seiner Vergangenheit und muss auch feststellen, dass er SPECTRE in seinem Leben schon wesentlich näher war, als dies ihm lieb sein konnte.

Die Meinung:

Zum 24. Mal (laut offizieller Zählung) heißt es also wieder: Geschüttelt, nicht gerührt. Bereits im Vorfeld wurde viel über diesen Bond spekuliert. Ist es der letzte Bond mit Daniel Craig in der Hauptrolle? Wer wird dessen Erbe übernehmen? Tatsächlich deutet die Handlung stark darauf hin, dass Daniel Craig das letzte Mal in die Rolle von James Bond geschlüpft sein dürfte. Denn immerhin versucht der Film eine Klammer um die Craig-Bonds zu setzen, sprich von „Casino Royale“ bis nun „Spectre“ selbst. Insofern fühlt sich der Film tatsächlich wie ein Abschied an. Handelt es sich denn um einen standesgemäßen?

Standesgemäß insofern, schaut man sich rein die Produktion an. Es dürften Mittel jenseits der Marke von 250 Millionen Dollar Budget in das Werk geflossen sein, was man dem Film in jeder Sekunde deutlich anmerkt. Riesige Szenerien an Menschen, wie in der Eröffnungssequenz, spektakuläre innerstädtische Verfolgungsjagten, monumentale Kulissen. Das ganze kratzt zwar an der Schwelle zur Überproduktion, doch hatte ich an den actionreichen Szenen meinen Spaß. Besonders die Eröffnungssequenz ist in guter Tradition zwar dick aufgetragen, aber handwerklich und dramaturgisch toll gemacht. Dazu ein Daniel Craig, der geradezu leichtfüßig die Figur des James Bond ausfüllt.

Doch wo der Film mit der Eröffnungsszene groß startet und in der ersten halben Stunde eine schöne Basis legt, ebbte „Spectre“ für mich nach und nach ab. So sinkt der Spannungslevel deutlich ab, viele Szenen wirken unnötig aufgeblasen und auch der Plot machte für meinen Geschmack zu viele Drehungen. Dieser Aspekt hatte mir bereits bei „Skyfall“ nicht gefallen, wobei sich Sam Mendes, hier also treu blieb. Erst zum Ende des Films, besinnt sich der Film wieder auf das Wesentliche. Hier nimmt „Spectre“ wieder Fahrt auf und kreiert ein geradliniges und spannendes Ende. Warum nicht auch so im Mittelteil?

Doch das eigentliche Problem für mich war der Eindruck, dass es „Spectre“, wie auch „Skyfall“ an Seele mangelt. Der Film ist düster und bierernst bis zum Anschlag. Zwar reißt Bond einiger seiner arrogant-flapsigen Sprüche, aber der Film ist unterm Strich humorlos. Gepaart mit der unnötig dunklen Stimmung und der noch unnötigeren tagespolitischen Großwetterlage (die NSA-Affäre lässt grüßen), wirkt der Film stellenweise bleischwer. So fühlten sich die knapp 150 Minuten mitunter sehr zäh an.

Wirklich gefreut hatte ich mich auf Christoph Waltz, als Bösewicht und Bond-Gegenspieler. Schon der Trailer machte hier Lust auf mehr. Doch was „Spectre“ aus der Konstellation Waltz – Craig macht, ist dann leider doch ziemlich dürftig. Das liegt weniger an den Schauspielern, denn diese machen durchaus einen guten Job. Doch sind die Szenen allesamt nicht wirklich gut geschrieben. Großartige Dialoge, spannende Momente – leider kaum vorhanden. Besonders der persönliche Hintergrund der beiden Charaktere wirkte äußerst konstruiert und konnte mich nicht überzeugen. So verpufft letztlich der Kern eines jeden Bond-Films im luftleeren Raum, nämlich das Kräftemessen zwischen Bond und dessen Antagonisten. Schade.

Tja, irgendwie hatte ich mir mehr erhofft. – So könnte das Fazit an dieser Stelle lauten. Der 24. Bond ist mit Sicherheit kein schlechter Film. Er ist handwerklich hochwertig produziert, hat mit Daniel Craig einen absolut authentischen Bond und packende Actionsequenzen. Doch unterm Strich konnte mich „Spectre“ nicht wirklich mitreißen. Es mangelt dem Film an Eigenschaften, wie Witz, großen Dialogszenen oder einer packenden Handlung. Somit ist „Spectre“ zwar kein Reinfall, bleibt aber hinter seinen Möglichkeiten zurück.

Das Fazit (für Lesefaule):

Kaum zu glauben, dass Daniel Craig nun bereits seit 2006 den Bond gibt – doch könnte „Spectre“ tatsächlich sein letztes Mal gewesen sein. Da schwingen natürlich Erwartungen mit. Eins lässt sich definitiv sagen: Auch Sam Mendes zweiter Bond hat, dank reichlicher Mittel, wahnsinnig opulente Szenen und macht in seinen Actionszenen wirklich Spaß. Doch besitzt „Spectre“ wie auch „Skyfall“ für mich zu wenig Seele, die gerade für einen Bond-Film von großer Wichtigkeit ist. Der Film wirkt unterkühlt und humorlos, wodurch sich eine unnötige Schwere einstellt. Auch ist die Handlung übertrieben umständlich geschrieben, gerade auch in Hinblick auf Bonds Widersacher in Form von Christoph Waltz. Hier verschwendet der Film sein größtes Plus, nämlich starke Schauspieler als Prota- und Antagonist. Unterm Strich bleibt ein sehenswerter Blockbuster, der jedoch ganz klar unter seinen Möglichkeiten bleibt und so leider recht beliebig wirkt.

Wertung:

 7-0

Trailer:

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