The Martian (Oder: Mars macht mobil)

Jahr: 2015
Deutscher Titel: Der Marsianer – Rettet Mark Watney
Regie: Ridley Scott
Laufzeit: 130 Minuten
Budget: 108 Mio. $
Academy Awards: Nomiert für Bester Film, Bester Hauptdarsteller, Bestes adaptiertes Drehbuch, Bester Ton, Bester Tonschnitt, Bestes Szenenbild, Beste visuelle Effekte

Der Inhalt kurz und knapp:

Jeder kennt es. Man verpasst den Bus, den Zug, den Flieger in die Ferien. Sehr ärgerlich. Doch letztlich nicht mehr als eine Unannehmlichkeit, da sich irgendwie schon eine alternative Reisemöglichkeit ergibt. Anders sieht es allerdings bei Mark Watney (Matt Damon) aus. Dieser hat ebenfalls seinen Rückflug verpasst, doch leider befindet er sich auf Mars. Auf dem Mars? Wie das passieren konnte? Watneys Mars-Mission Ares 3 musste aufgrund von starken Stürmen vorzeitig abgebrochen werden. Bei dem überhasteten Aufbruch wurde Watney von einem Trümmerstück bewusstlos geschlagen, wodurch seine Crew ihn zwangsläufig für tot halten musste. Nun ist Watney mutterseelenallein auf dem roten Nachbarplaneten und ist auf sich und die zurückgelassene Technik gestellt. Das Problem: Selbst im besten Fall ist eine Rettungsmission erst in 4 Jahren vor Ort. Bis dahin sind seine Vorräte, insbesondere die Lebensmittel, lange aufgebraucht. So muss Watney mit Hilfe von Technik, Wissenschaft und Ideenreichtum irgendwie überleben, vor allem aber auch mit der Gewissheit fertig werden, dass er der einzige Mensch auf dem Planeten ist.

Die Meinung:

Vor einiger Zeit flogen an mir zahlreiche Hinweise vorbei, dass das Buch „The Martian“ von Andy Weir ein großer Tipp sei und man es unbedingt lesen müsse. Nun, da mich das Thema seit meiner frühsten Jugend begleitet, war ich schnell interessiert. Und was soll ich sagen: Was für ein Buch! Die Geschichte des gestrandeten Astronauten auf dem Mars machte einfach Spaß, zumal es auch in einer interessanten Form geschrieben war – als eine Art Logbuch während der vielen Monate auf dem roten Planeten. Umso erfreuter war ich, als ich erfuhr, dass der Film von Altmeister Ridley Scott verfilmt werden würde. Doch Stopp.. Hatte dieser nicht gerade mit „Prometheus“ einen Ausreißer im SciFi-Genre? Auch an diesen Film hatte ich hohe Erwartungen gehabt.

Doch hier lässt sich schnell Entwarnung geben. „The Martian“ ist ein großartiger Film geworden, der vor allem eins schafft – die Stimmung des Buches auf die große Leinwand zu bringen. Das schafft der Film vor allem durch seine Reduzierung auf das Notwendigste. Man sieht Matt Damon dabei zu, wie er auf dem Mars ums Überleben kämpft. Doch hierzu benötigt der Film zum Großteil keine überdramatischen Szenen mit schneller Kamera oder wildem Schnitt. Vielmehr erahnt man die ferne Gefahr, die dem einsamen Astronauten bevorsteht. Denn so sind Entscheidungen oder Entwicklungen, die in diesem Moment entstehen, dafür verantwortlich, ob Watney in mehreren Monaten verhungert – oder eben nicht. So bleibt der Film angenehm auf dem Boden der Tatsachen, erzeugt aber eine enorme Spannung. Obendrauf kommen noch tolle Bilder von der weiten, unberührten Mars-Oberfläche, aber auch tolle Aufnahmen aus dem Erdorbit.

Hier schafft es der Film auch durch geschicktes Springen zwischen Mars, Erde und dem Raumschiff Hermes, den Film dynamisch zu halten. Denn so interessant auch Watneys Leben auf dem Mars ist, umso reizvoller wird die Geschichte, wenn man als Zuschauer die Reaktionen bei der NASA und auf der Hermes mitverfolgen kann. Dieses Konzept hatte zwar das Buch bereits als Vorlage in petto, trotzdem haben Scott und die Drehbuchautoren hier ganze Arbeit geleistet.

Das größte Plus an Buch und Film ist für mich vor allem sein Bemühen, alles so realitätsnah wie möglich darzustellen. Hat man sich ein wenig mit einer möglichen, künftigen Reise zum Mars beschäftigt, kommen einem viele Elemente sehr bekannt vor. So merkt man an vielen Details, wie akkurat Weir, aber auch die Drehbuchautoren, Kulissenbauer und CGI-Experten mit dem Thema umgegangen sind. Mich würde es jedenfalls nicht wundern, wenn in einigen Jahrzehnten eine Mars-Expedition auf den Weg gebracht wird, die sich von den fiktiven Ares-Missionen in „The Martian“ kaum unterscheidet.

Ansonsten kurz abgehandelt: Tolle Schauspieler (allem voran Matt Damon, aber auch Chiwetel Ejiofor und Jessica Chastain überzeugen). Musik: Disco! Ein netter Running Gag. Daneben ein stimmungsvoller Score. 3D: Naja. Immerhin nicht störend.

Wenn ich überhaupt etwas an „The Martian“ kritisieren möchte, dann ist es das schlussendliche Finale. Hier dreht der Film für mich einen kleinen Bogen zu viel und endet nicht, wie es eigentlich sein sollte, auf einer sehr starken Szene. Hätte das Drehbuch die letzte Seite weggelassen und somit 2-3 Minuten Laufzeit eingespart, hätte „The Martian“ einen wesentlich prägnanteren Schluss gehabt. Sicherlich kein großes Manko, aber hier hat sich der Film leider selber ein Bein gestellt, was nicht notwendig gewesen wäre.

Letztlich könnte man auch noch kritisieren, dass einige interessante oder lustige Szenen aus dem Buch herausgenommen oder stark vereinfacht dargestellt wurden. Doch in Anbetracht der Laufzeit und im Sinne der Dramaturgie, konnte ich mit diesen Entscheidungen gut leben. Somit ist „The Martian“ für mich einer der besten Filme des Jahres und konnte meine ziemlich hohen Erwartungen fast gänzlich erfüllen. Und da ich fast nicht damit gerechnet hatte, dass meine Erwartungen erfüllt werden, ist dieses ein durchaus großes Lob.

Das Fazit (für Lesefaule):

Puh, da bekommt man doch wirklich Lust auf Raumfahrt. Auch wenn „The Martian“ vordergründig von einer Katastrophe der Raumfahrt berichtet, so kann man Ridley Scotts neustes Werk als PR für die internationale Raumfahrt verbuchen. Denn der Film läuft offiziell unter dem Genre „Science Fiction“. Doch tatsächlich orientiert sich der Film sehr am aktuellen Stand der Technik, bzw. dem zu erwartenden in 20 bis 30 Jahren. Damit der Film aber nicht zu einer besseren Dokumentation wird, hat Ridley Scott den Stoff aber dennoch spannend aufgearbeitet, ohne dabei in hysterische Dramatik zu verfallen oder unsinnige Handlungsverläufe aufzumachen. Anstelle dessen lässt Scott die Situation auf den Zuschauer wirken und die Hoch und Tiefs, die Hoffnung und die Verzweiflung von Watney während seiner Isolation miterleben. Ganz großes Kino. Pflicht für jeden mit Begeisterung an der Raumfahrt, aber auch für jeden mit Lust auf einen schlicht und ergreifend tollen Film.

Wertung:

9-5

Trailer:

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