The Hunter (Oder: Tiger, ick hör‘ dir trapsen)

Jahr: 2011
Regie: Daniel Nettheim
Laufzeit: 102 Minuten
Budget: nicht bekannt

Der Inhalt kurz und knapp:

Der Tasmanische Tiger. Bitte wie? Mag sich der ein oder andere denken, den es spätestens beim Tasmanischen Teufel verlässt. Dies ist allerdings auch nicht weiter verwunderlich, denn der Tasmanische Tiger ist seit rund 80 Jahren mit ziemlicher Sicherheit ausgestorben. Doch nach wie vor hält sich eisern das Gerücht, dass der Beutelwolf (so sein eher trivialer Name) in einigen unwirtlichen Ecken Tasmaniens überlebt hat. Ein Biotechnologieunternehmen ist interessiert an der selten DNS des Tieres und schickt daher den jagenden Söldner oder söldnerischen Jäger Martin David (Willem Dafoe) nach Tasmanien, ein Exemplar zu erlegen und Proben zu sammeln. Dort angekommen stellt sich Davids Lage als ziemlich verzwickt heraus, denn er gerät in das Spannungsfeld von Umweltschutz und Fortwirtschaft in der tasmanischen Hochebene. Obendrein wird der Ehemann seiner Herbergsfamilie vermisst, der sich vor einiger Zeit alleine in eben jene Region aufmachte, ebenfalls mit dem Ziel einen Tiger zu finden. Als dann rascher Jagderfolg ausbleibt und David seiner Gastfamilie näherkommt, wird sein Auftraggeber jedoch ungeduldig, wodurch die Probleme erst so richtig hochkochen.

Die Meinung:

Willem Dafoe einsam und alleine in der tasmanischen Wildnis. Klingt nicht besonders spannend? Ist es auch nicht. Soviel sei direkt vorweggenommen, falls sich jemand nach der Kurzbeschreibung des Inhalts Hoffnung auf einen packenden Thriller macht. Doch was bietet „The Hunter“ in seinen knapp anderthalb Stunden Länge? Kann der australische Film mit anderen Aspekten punkten?

Ja, das kann er. Der Film steht und fällt, bedingt durch das Drehbuch, mit dem Protagonisten. Ein ziemliches Risiko, einen Film von einer Variablen abhängig zu machen. Doch wenn man Willem Dafoe für sein Projekt gewinnen kann, ist die Sache geritzt. Dafoe spielt seine Rolle höchst souverän herunter und schafft einen Spagat zwischen untersetztem Söldner und trotzdem emotional teilnehmenden Menschen. Aber seien wir ehrlich, wer hätte anderes erwartet? Der restliche Cast ist überraschend prominent besetzt und bietet das ein oder andere bekannte Gesicht, vor allem Sam Neill, den ich schon viel zu lange in keinem Film mehr gesehen habe. Auf der Seite der Schauspieler macht „The Hunter“ also nichts verkehrt.

Die Kernkompetenz des Films sind jedoch ganz klar die Landschaftsimpressionen des tasmanischen Hochlands. Wenn Martin David durch die atemberaubende Landschaft stapft, den Elementen trotzt und die Kamera dabei auch gerne im Panorama schweift, sind dies schlicht und ergreifend tolle Bilder, die aus keiner CGI-Werkstatt kommen können. Daneben ist Tasmanien als Drehort für den Europäer auch einfach erfrischend, da diese Gebiet selten bis gar nicht in den hiesigen Medien auftaucht. Da bekommt man beinahe Lust auf einen ausgedehnten Urlaub down under.

Doch was sind denn nun Mängelpunkte? „The Hunter“ hat mich in vielen Sequenzen an „All is Lost“ erinnert. Der Zuschauer begleitet Willem Dafoe alleine in die Wildnis, der dort mutterseelenallein mich sich und der Jagd beschäftigt ist. Was bei mir in den ersten Szenen noch gut funktionierte, nämlich das transportierte Gefühl der Isolation von Martin David, kippt irgendwann und fühlt sich unglaublich zäh und öde an. Spätestens wenn Dafoe das x-te Mal in der Wildnis campiert und Fallen häkelt, musste ich mir das ein oder andere Gähnen verdrücken. Es fehlt auch, bis auf wenige Sequenzen, an wirklichen Momenten oder großen Szenen. Paukenschläge bei denen das Tempo gebrochen wird und kurzzeitig sich die Ereignisse überschlagen.

Doch ganz so ultimativ wie „All is Lost“ traut sich der australische Film dann doch nicht in die Vollen zu gehen, sondern erzählt eine parallele Geschichte rund um den Interessenkonflikt, in den seine Gastgeberin Lucy, alias Frances O’Connor verwickelt ist. Doch irgendwie wirkt dieser Teil des Films wie ein Fremdkörper, denn so wirklich rund ist dieser Teil nicht. Da wäre zum einen die Rolle des verschwundenen Ehemanns, dessen Schicksal sich erahnen lässt, aber auch dann nicht so recht Sinn ergeben mag. Aber auch die Rolle des Charakters von Sam Neill wirkt unschlüssig, wobei der Verdacht aufkommt, dass die Rolle für den namhaften Schauspieler schnell geschaffen wurde, ohne dass diese eine wirkliche Funktion ergibt.

Das die Handlung nicht so recht ausgearbeitet ist, macht sich dann auch am Ende fest, dass für mich ebenfalls keinen Sinn ergibt. Vielmehr ist die letzte Szene wieder dem Eindruck geschuldet, dass Drehbuch und Regie Willem Dafoe wieder in die Einsamkeit entlassen wollten, ein wirklicher Grund hierfür dann aber vergessen oder vernachlässigt wurde. Wirklich schade.

Was bleibt am Schluss von „The Hunter“? Ein wie immer großartig aufspielender Willem Dafoe und tolle Landschaftsbilder, stehen einem Drehbuch gegenüber, das leider keine wirklich großen Momente bietet. Hierdurch zieht sich der Film doch reichlich in die Länge und lässt dessen Details schnell vergessen, was reichlich schade ist. Somit bleibt mir auch nur ein eher ernüchterndes Fazit zu ziehen, wobei ich den Film auch nicht schlecht schreiben möchte, da er seine Qualitäten besitzt. Obendrein bietet der Film eine für mich frische und unverbrauchte Handlung rund um das Schicksal des Tasmanischen Tigers und den Umgang des Menschen mit bedrohten Tierarten. Doch hätte ein wenig mehr Schwung dem Film überaus gut getan.

Das Fazit (für Lesefaule):

Ja, wo ist er denn, der Tasmanische Tiger? Ja, wo ist er denn? Willem Dafoe einsam und alleine im Dschungel, einsam am Fallen stellen, einsam am Fährtenlesen. Das muss man schon mögen. Ich hatte zwischenzeitlich so meine Probleme hierbei, da in diesen Sequenzen des Films einfach zu wenig Handfestes passiert und das wenige den Film nicht weiterbringt. Die Rahmenhandlung wirkt unschlüssig und bot für mich zu viele Fragezeichen. Auf der anderen Seite bietet „The Hunter“ tolle Bilder und einen Willem Dafoe, dem man anmerkt, dass dieser sich an der Rolle sehr erfreuen konnte. Hierzu kommt ein erfrischend unverbrauchtes Thema und mit Tasmanien einen noch unverbrauchteren Drehort. Doch ein wenig mehr auf der Handlungsebene hätte ich gerne gesehen, denn so kamen mir die eigentlich nicht sehr langen 100 Minuten deutlich länger vor.

Wertung:

6-0

Trailer:

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