Taken 3 (oder: Im Autofahrstuhl abwärts)

Jahr: 2014
Deutscher Titel: 96 Hours – Taken 3
Regie: Olivier Megaton
Laufzeit: 109 Minuten
Budget: 48 Mio.$

Der Inhalt kurz und knapp:

Bryan Mills (Liam Neeson) kann einem echt leidtun. Nachdem der ehemalige CIA-Agent erst seine Tochter Kim (Maggie Grace) aus der Gewalt eines Menschhändlerrings gerettet hat und sich danach der Hinterbliebenen der toten Schlepper erwehren musste, steht schon wieder neuer Ärger ins Haus. Denn seine Ex-Frau Leonore (Famke Janssen) hat mit ihrem neuen Gatten Stewart St. John argen Liebeskummer, den sie prompt bei Bryan ablädt. Dadurch wird er in eine missliche Lage manövriert, steht er doch zwischen Leonore und Stewart. Obendrein ist seine Tochter Kim auch noch schwanger, traut sich aber nicht so recht ihrem Vater davon zu berichten. Am Ende also nur schnöde familiäre Probleme? Nicht so ganz. Denn als wieder ein Treffen zwischen Bryan und seiner Ex-Frau ansteht, liegt diese plötzlich mit aufgeschlitzter Kehle in seinem Bett. Noch mitten in Verwirrung und Trauer versunken, tauchen plötzlich Polizisten auf und wollen Bryan festnehmen, der jedoch mit allerlei Geheimdienst-Tricks entkommen kann. Nun ist ihm Inspector Franck Dotzler (Forest Whitaker) auf den Spuren, der jedoch schon früh ahnt, dass etwas an diesem Fall stinkt. Bryan derweil versucht herauszufinden wer hinter dieser Tat steckt und trifft dabei auf eine Gruppe russischer Ex-Soldaten. Eine Konstellation bei der klar sein dürfte, dass dieser Sachverhalt nicht einfach ausdiskutiert wird.

Die Meinung:

Runde drei ist eingeläutet! Wieder einmal zieht Liam Neeson los, seine Familie und sich selbst vor mörderischen Banden zu retten. Dass dabei so manche Aspekte der Moral auf der Strecke bleiben, bewies schon der erste Ableger, der den Zuschauer mit auf eine kompromisslose Tour durch Paris schleppte. Nach einem soliden, aber deutlich schwächeren zweiten Teil, wurde nun also die Trilogie vollgemacht. Dabei hatte Liam Neeson bereits angekündigt, dass er die Chancen für einen dritten Teil eher gering bewertete. Ein schlechtes Omen? Hätte es also lieber bei einer Dilogie bleiben sollen?

Dazu später mehr. Zunächst möchte ich an der Stelle auf die Handlung kommen. Zugegeben nicht das Wichtigste bei einem Actionfilm. Jedoch hatte ich von Beginn des Films so meine Probleme mit den Geschehnissen im Film, was zum Ende sogar noch verstärkte. Was mir an dem ersten „Taken“ gefiel, war die geradlinige Handlung mit hohem Tempo, ohne unsinnige Schnörkel. Doch hier wählt „Taken 3“ einen anderen Ansatz und versucht inhaltliche Tiefe durch eine vermeintlich komplexere Handlung hineinzubringen. Dabei wirkt der Plot jedoch sehr konstruiert, wenn dieser versucht, Bryan einen Mord anzuhängen. So entsteht anstelle der liebgewonnen geradlinigen Handlung ein unnötiges Mischmasch von Verschwörung und Gegenverschwörung.

Doch kann ich durchaus bei einem Actionfilm über eine schlecht geschriebene Handlung getrost hinwegsehen, wenn dann besagte Action knackig und überzeugend gemacht ist. Doch auch hier kann „Taken 3“ überhaupt nicht punkten. Woran liegt es? Zum einen bemerkt man bereits in den ersten Sequenzen, dass die Action weichgespült ist und auf explizite Bilder verzichtet wird. So liegt Bryans Ex-Frau Leonore mit aufgeschnittener Kehle in dessen Bett, was mir zunächst überhaupt nicht klar wurde. Denn es lassen sich keine Spuren einer solchen Tat erkennen, vielmehr scheint Leonore stranguliert worden zu sein oder ähnliches. Generell scheint der Produktion das Kunstblut ausgegangen zu sein, denn getroffene Gegner sacken meist schlicht in sich zusammen. Da wirkt es fast übertrieben, dass der Film eine FSK 16-Einstufung verpasst bekam. Anstelle der physischen Gewalt gegen Menschen, wird dann der logische Weg gegangen – Sachwerte müssen dran glauben. Gähn. Eine wilde Verfolgungsfahrt, verunfallte Flugzeuge und explodierende Autos. (Einschub: Autos explodieren nicht! Ich dachte, dass hätte sich langsam in Hollywood herumgesprochen.)

In den Zusammenhang passt dann auch eine andere Unart des Films, nämlich reichlich und oft Schnitte zu setzen, um gewaltvolle Bilder schnell übergehen zu können. Das nervt nicht nur, weil auch dies zur Verwässerung der Action führt. Gleichzeitig macht es viele rasante Szenen nahezu unmöglich anzuschauen, da in dem wilden Schnittmassaker sämtliche Handlung untergeht.

Wenn mir an „Taken 3“ überhaupt irgendetwas gefallen hat, sind es einige der beteiligten Schauspieler. Liam Neeson als Action-Opa macht mir immer noch Spaß, da er die Rolle mit einer angenehmen Gelassenheit ausfüllt. Gleichzeitig kann er aber auch förmlich explodieren, wenn die Handlung dies erfordert. Dieser Kontrast passt perfekt auf Bryan Mills, der stets rational und kontrolliert an die Situationen herangeht, gleichzeitig aber auch emotional von den Ereignissen mitgerissen wird. Auch Forest Whitaker bereitet Freude als Inspector Dotzler, dem das Drehbuch mit reichlich Cleverness ausgestattet hat. Whitaker verpasst der Figur dazu noch eine gewisse Portion Manie, wodurch der Charakter noch deutlich aufgewertet wird. Doch leider rennt die Figur der Handlung immer hinterher und kann dadurch nie genial auftrumpfen. Schade.

Das Fazit fällt bei mir (große Überraschung) reichlich negativ aus. „Taken 3“ schnappt sich so manche Mängel aus seinem direkten Vorgänger und verschlimmbessert diese noch einmal. Der Teil der Serie hat bei mir einen durchaus dicken Stein im Brett, da dieser ein erfrischend geradliniger und hochspannender Film mit akzentuierter Action ist. „Taken 3“ hat hiermit nicht viel mehr gemein. Alleine das verschwurbelte Drehbuch, das versucht mit konstruierten Twists zu hantieren, schadet dem Filmvergnügen erheblich. Dazu gesellen sich handwerkliche Schnitzer en masse und weichgespülte Action… Hoffentlich war dies das Ende des Franchise.

Das Fazit (für Lesefaule):

Aufhören soll man, so sagt der Volksmund, wenn es am schönsten ist. Diesen Zeitpunkt haben Luc Besson und Olivier Megaton mit der Taken-Reihe irgendwie verpasst. Bereits der zweite Teil der Serie war ein deutlicher Rückschritt, was die überzeugende Schonungs- und Kompromisslosigkeit des ersten Films anbelangte. Doch hatte der zweite Teil wenigstens ein reizvolles Setting und eine immerhin einigermaßen nachvollziehbare Handlung. Dem dritten Teil der Serie fehlt es an beiden Qualitäten. Vor allem der Plot ist arg konstruiert und endet in einer fragwürdigen Auflösung samt Twist, den man lieber hätte stecken lassen sollen. Die Action ist ebenfalls ziemlich weichgespült und hat nichts mehr mit den moralisch fragwürdigen, aber intensiven Sequenzen des ersten Films gemein. Obendrein packt Olivier Megaton die hektische Kamera samt Schnellschnitt aus und macht so viele Szenen nahezu unkonsumierbar. Einzige Lichtblicke sind Liam Neeson und Forest Whitaker, denen es wieder einmal Spaß macht zuzuschauen, die am Ende aber ebenfalls im schlimmen Drehbuch untergehen. Ich kann nur hoffen, dass dies das Ende des Franchise ist. Denn so gerne ich Bryan Mills auch mag, noch mehr solchen 08/15-Billigkinos möchte ich nicht mehr sehen.

Wertung:

3-0

Trailer:

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert