Jahr: 2013
Regie: Steve McQueen
Laufzeit: 134 Minuten
Budget: 22 Mio.$
Academy Award: Bester Film, Beste Nebendarstellerin, Bestes adaptiertes Drehbuch
Sowie Nominiert: Beste Regie, Bester Hauptdarsteller, Bester Nebendarsteller, Bestes Szenenbild, Bestes Kostümdesign, Bester Schnitt
Der Inhalt kurz und knapp:
Wir schreiben das Jahr 1841. 20 Jahre vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg sind die USA in der Frage der Rechtmäßigkeit der Sklaverei bereits tief gespalten. Während im Norden Afroamerikaner frei sind, floriert der Sklavenhandel im Süden in voller Pracht. Der Geigenspieler Solomon Northup (Chiwetel Ejiofor) gehört zur ersten Gruppe und konnte für sich und seine Familie ein solides Leben aufbauen. Doch gerät Solomon in einen Hinterhalt und findet sich ohne Papiere oder die Chance Gehör zu erlangen plötzlich als Gefangener wieder. Kurzum wird er in die Südstaaten verfrachtet, erhält einen neuen Namen (Platt) und wird an den Plantagenbesitzer William Ford (Benedict Cumberbatch) verkauft. Dieser ist zwar als Sklavenhalter nicht gerade ein Unschuldslamm, behandelt Solomon aber mit gewissem Wohlwollen. Doch diese Stellung verliert Solomon, als es zu einem Streit mit einem von Fords Untergebenen kommt. Infolgedessen wird er an den neuen „Master“ Edwin Epps (Michael Fassbender) verkauft, der auf seiner Farm ein grausames Regiment führt und jeden Sklaven auf das Grausamste misshandelt, wie es ihm beliebt. Aus dieser Lage versucht Salomon zu entfliehen, doch wie der Titel des Films erahnen lässt, benötigt dieses eine unfassbar lange Zeit
Die Meinung:
Eine solche Filmografie is durchaus selten. „Hunger“, „Shame“ und nun „12 Years A Slave“. Sämtliche Filme von Steve McQueen sind von Kritikern hoch gelobt und nun folgte auch noch der Oscar für den besten Film und eine Nominierung als bester Regisseur. Mit ein wenig Verzögerung landete der neuste Ableger nun auch bei mir zu Sichtung und wurde mit einer durchaus hohen Erwartung bedacht. Doch kann der Film halten, was er verspricht? Ja. Das kann er. Und wie!
Inhaltlich überzeugt „12 Years A Slave“ vor allem durch die Sichtweise auf die Geschehnisse zu dieser Zeit. Drehbuchautor John Ridley und Regisseur Steve McQueen schaffen es zum einen die persönliche Geschichte von Solomon Northrup zu erzählen, gleichzeitig aber auch die generellen gesellschaftlichen Verhältnisse der USA zu dieser Zeit zu schildern. Besonders die Absurdität der Sklaverei zu dieser Zeit sprengt jedes heutige Verständnis eines Rechtsstaats. Während ein Großteil der afroamerikanischen Bevölkerung auf den Feldern der Südstaaten als Eigentum gehalten wird und schuften muss, sind diese im gleichen Land (den Nordstaaten) freie Bürger. Dabei berufen sich beide Systeme auf die Bibel und verweisen sich auf unterschiedliche Aussagen. Diese Absurdität der Zustände ist vor allem an der Hilflosigkeit von Solomon abgebildet, der zwar nach Recht ein freier Mann ist, aber aufgrund eines fehlenden Rechtsstaates, bzw. Zugriff darauf, seinem jeweiligen „Master“ ausgeliefert ist. Das erzeugte bei mir eine innere Beklemmung mit anzusehen, wie aus Solomon langsam Platt wird, der sich in sein Schicksal ergeben muss um zu überleben.
Besonders nachhaltig sind sicherlich die schockierenden Bilder, die Solomon Northrup auf der Plantage des sadistischen Master Edwin Epps erleben muss. Vor allem durch die schauspielerisch herausragenden Szenen von Michael Fassbender als Master und Lupita Nyong’o als Sklavin Patsey, besitzen diese eine enorme Dichte und Dramatik. Die Nominierungen bei den Academy Awards (bzw. Auszeichnung für Nyong’o) sind für beide Darsteller absolut gerechtfertigt.
Chiwetel Ejiofor hingegen füllt seine Rolle hingegen gut aus, brilliert meiner Meinung jedoch nicht wie die beiden zuvor erwähnten. Hier ist es mehr die Figur des realen Solomon, welche im Gedächtnis bleibt. Dennoch hat auch er starke Szenen, besonders zum Ende des Films. Sehr gefreut hatte ich mich auf Benedict Cumberbatch, der jedoch in seiner Rolle als eher umgänglicher Master ein wenig verblasst. Allerdings fehlen Cumberbatch auch starke Szenen, in welchen er sein Talent stärker hätte entfalten können. Doch unterm Strich macht der Cast wirklich Spaß und trägt ungemein zur Qualität der Handlung bei.
Wenn ich einen Punkt nennen müsste, den ich als kritikwürdig erachte, dann ist es überraschenderweise die Musik aus der Feder von Hans Zimmer. Denn diese wirkt mir teils zu bombastisch und zu präsent, so dass sie mir in manch ruhigen Szenen zu aufgesetzt und vordergründig wirkte. Technisch hingegen brillant ist die Kameraarbeit von Sean Bobbitt, dem Haus- und Hofkameramann von McQueen. Diese hat eine angenehme Dynamik, nimmt entsprechend der Handlung Fahrt auf, ist bei komplexeren Szenen jedoch zurückhaltend.
Schlussendlich ist „12 Years A Slave“ ein fantastischer Film, der den erzählerischen Spagat zwischen Einzelschicksal und gesamtgesellschaftlicher Geschichtsstunde schafft. Dies gelingt durch eine in Teilen nüchterne Darstellung der Ereignisse der 40er Jahren des 19. Jahrhunderts, nicht ohne das geschehene Unrecht explizit darzustellen. Für mich trotz starker Konkurrenz bei den Academy Awards 2013 ein würdiger Preisträger.
Das Fazit (für Lesefaule):
Es gibt ja so machen Filme, die sich mit dem Titel „Bester Film – xxth Academy Awards“ schmücken, deren Qualität für mich dann doch eher fraglich ist. Bei „12 Years A Slave“ hingegen hat die Academy einen berechtigten Treffer gelandet. Hier stimmt durch die Bank alles. Ein geschicktes Drehbuch, tolle Schauspielkunst, gepaart mit toller Regie- und Kameraarbeit. Dass das Drehbuch eine solche Wirkung entfaltet, hängt natürlich vor allem mit der Geschichte des Solomon Northrup zusammen. Diese kondensiert die historischen Zusammenhänge der Sklaverei in den Vereinigten Staaten und die bereits beginnende Spaltung des Landes. Die Absurdität dieser Situation ist in den namensgebenden 12 Jahren wiederzufinden, in welcher ein freier Mann plötzlich zu einem Sklaven wird, ohne dabei die Möglichkeit zu besitzen diesen Umstand zu revidieren. Und das in einem Land, welches sich zu dieser Zeit rechtsstaatlichen Prinzipien und der Demokratie verschrieben hat – zumindest in der heutigen Wahrnehmung.
Wertung:
Trailer: