Jahr: 2014
Regie: James Gunn
Laufzeit: 122 Minuten
Budget: 170 Mio. $
Der Inhalt kurz und knapp:
1988 ist ein schicksalhaftes Jahr für den kleinen Peter Quill (Chris Pratt), als dessen Mutter vor seinen Augen an Krebs stirbt. Als wäre dies nicht schon genug für einen Tag, wird er nur wenige Momente später von einem waschechten Raumschiff aufgelesen. Viele Jahre später ist Peter, der sich inzwischen den offenbar wenig eingängigen Namen „Star Lord“ gegeben hat, ein Schmuggler und Weltraumnomade. Offenbar kein allzu schlechtes Leben, doch bekommt der Star Lord einen folgenschweren Auftrag von seinem Boss Yondu. Er soll auf einen verlassenen Planeten den sogenannten „Orb“ finden und einem Käufer zukommen lassen. Doch birgt der Orb einige unliebsame Überraschungen, da es sich bei diesem Objekt um ein äußerst mächtiges Artefakt handelt. Bei der Jagd auf dieses Objekt entsteht eine leicht bizarre Truppe, um den Orb schließlich vor den falschen Besitzern zu schützen – Gamora (Zoe Saldana), eine Assassine – Rocket Raccoon, ein genmanipulierter Waschbär – Groot, ein wandelnder Baum – Drax, ein metapherfreier Muskelprotz – und natürlich Quill. Zusammen bilden sie die Guardians of the Galaxy.
Die Meinung:
„Guardians of the Galaxy“? Was soll das denn sein? Ein Superhelden-Team-Film im Fahrwasser von „Avengers“? – Das waren meine ersten Gedanken, als ich die ersten Bilder zu dem neusten Marvel-Blockbuster las. Doch machte der Trailer einen wirklich guten Eindruck, zeigte er doch schon in den ersten Sequenzen einen gänzlich anderen Ansatz, als das Vergleichsprodukt. Gedacht, gesagt, getan – auf ging’s in das örtliche Lichtspielhaus.
Und was soll ich sagen? Es hat sich mehr als gelohnt. Selten wurde ich letzte Zeit so von einem Film unterhalten und das über die vollen 2 Stunden hinweg. Dabei gelingt Regisseur Gunn (der auch am Drehbuch mitwirkte) eine perfekte Balance aus Spannung, Witz und einer im Detail perfekt ausgearbeiteten Geschichte. Dabei ist der Film mit einem durch die Bank gelungenen Humor ausgestattet, der jedoch bis zum Ende (fast nie) ins Lächerliche kippt. Dabei besitzt der Film auch eine angenehme Selbstironie, die nicht nur auf sich, sondern auch auf das ganze Genre Referenz nimmt.
Was an „Guardians of the Galaxy“ besonders Spaß macht sind die namensgebenden Guardians. Die Charaktere sind durch die Bank grandios geschrieben und ausgearbeitet. Hier macht sich auch die deutlich frischere Comicvorlage bemerkbar, im Vergleich zu den etwas in die Jahre gekommenen Avengers. Denn die wirken mittlerweile etwas bieder, schaut man sich zum Beispiel Captain America an. Die Guardians hingegen sind im wahrsten Sinne des Wortes Charaktere. Alle mit einem durchaus fragwürdigen Hintergrund, dabei aber mit sympathischen Macken und Eigenschaften. Besonders das Duo Rocket Raccoon und sein Kumpane Groot sind einfach nur herrlich schräg.
Auch optisch macht der Film einiges her. Soweit nichts Ungewöhnliches für einen Film dieser Gewichtsklasse (immerhin 170 Mio. $ Produktionskosten). Dennoch besitzt der Film gegenüber vieler seiner geistigen Brüder eine deutliche Liebe zum Detail. Hierzu zählen neben den CGI-Effekten auch Maske und Bühnenbild (soweit vorhanden). Sämtliche Orte und Personen sehen extrem lebensecht aus und passen deutlich besser ins Bild, als bei anderen Vertretern des Genres. Allerdings muss ich an dieser Stelle wieder einmal das unliebsame Thema 3D thematisieren. Dies ist zwar gut gemacht und bringt zu Anfang durchaus einen Mehrwert, aber bereits nach wenigen Szenen und Minuten verflacht der Effekt… Es stellt sich bei mir wieder einmal die Frage, warum man nicht einfach auf diesen Schnickschack verzichten kann oder warum nicht mehr Kinos eine gute, alte 2D-Vorstellung anbieten. So ärger ich mich jedes Mal über die zu viel bezahlten Euros.
Wenn etwas an „Guardians of the Galaxy“ stört, dann ist es der übergeordnete Plot. Wo das Drehbuch im Detail wirklich clevere Einfälle und Liebe fürs Detail besitzt, ist die Rahmenhandlung wieder einmal 0815-Marvel. Es geht wieder einmal um das Schicksal des Universums – zugegeben, der Name des Films lässt nichts anderes zu. Ein großer Bösewicht, ein noch größerer Über-Bösewicht, entbehrliche Handlanger… Hier schlug bei der Drehbucharbeit sicherlich die übergeordnete Marvel-Storyline zu und presste Meta-Handlung in den Film. Hier hätte der Film gerne auch etwas mehr riskieren können, zumal die Guardians nicht zum Kerngeschäft von Marvel gehören.
Doch sei es drum. „Guardians of the Galaxy“ ist für mich die bisher beste und überzeugendste Comicverfilmung überhaupt. Der Film hat alles, was ein Blockbuster braucht. Großartige Effekte, coole Charaktere und eine Menge Witz und Selbstironie. Letztes ist leider oftmals Mangelware in diesem Genre, weswegen der Film eine Eigenständigkeit innehat. Gepaart mit einem cleveren Drehbuch und einer Menge erinnerungswürdiger Zitate, bieten die Guardians 2 volle Stunden puren Filmspaß. Mehr davon!
Das Fazit (für Lesefaule):
Was für ein Fest! „Guardians of the Galaxy“ ist eine wirkliche Perle zwischen der Fülle an Comic-Verfilmungen der letzten Jahre. Was auf den ersten Blick wie ein Aufköcheln der „Avengers“-Idee wirkt, ist auf den zweiten der wesentlich bessere Film. Dabei kommt es dem Film zugute, dass nicht jeder der Charaktere seinen einigen Film (oder gar Filme) im Vorfeld besitzt. Hierdurch schafft es der Film lockerleicht aufzuspielen, ohne mit einem Sack voll eher semi-spannender Vorgeschichten umgehen zu müssen. Gerade aus diesem Grund kann es sich „Guardians of the Galaxy“ auch leisten eine gehörige Ladung Selbstironie in die Handlung einzurühren. Ich habe seit langem nicht mehr so in einem Film lachen müssen, da die Sprüche, die absurd-lustigen Charaktere und das grandiose Pacing wunderbar harmonieren. Da kann ich auch über ein Marvel-typisches 0815-Drehbuch hinwegsehen, doch vielleicht ist das ja sogar Teil der erwähnten Selbstironie.
Wertung:
Auf dem Awesome Mixtape dudeln 8 Punkte vor sich hin.
Trailer: