Prometheus (oder: Augen auf beim Urnenkauf)

Jahr: 2012
Deutscher Titel: Prometheus – Dunkle Zeichen
Regie: Ridley Scott
Laufzeit: 124 Minuten
Budget: ca. 120 Mio. $
Academy Awards: Beste visuelle Effekte (nominiert)

Der Inhalt kurz und knapp:

Das Jahr 2089 – in einer schottischen Höhle finden die beiden Wissenschaftler Elizabeth Shaw (Noomi Rapace) und Charlie Holloway (Logan Marshall-Green) Beweise dafür, dass in grauer Vorzeit Außerirdische die Erde besucht haben und sogar Hinweise hinterließen, wo sie zu finden sind. Praktischerweise verfügt die Menschheit inzwischen über die Möglichkeit der instellaren Reise und prompt ist auch ein reicher Tycoon gefunden, der diese finanziell ausstattet. Gesagt, getan, startet die Reise zur Suche der „Konstrukteure“ samt einer illustren Schar an Wissenschaftlern, Bordbesatzung und dem obligatorischen Androiden. Doch an dem Mond LV-223 angekommen, entpuppt sich die Hoffnung mit den Fremden zu einer gemütlichen Plauderrunde zusammenzukommen als einen fatalen Irrtum. Denn aus Gründen sind die Konstrukteure nicht besonders gut auf die Menschheit zu sprechen, was sich infolge letal auf die Reisegruppe ausübt.

Die Meinung:

Eigentlich wollte ich „Prometheus“ nach meiner Erstsichtung vor rund 2 Jahren keiner Kritik mehr unterziehen. Um es an dieser Stelle vorwegzunehmen: Der Film hatte mich auf ganzer Linie enttäuscht, ja sogar verärgert zurückgelassen. Doch nun, mit ein wenig Abstand zu der Erstsichtung, wollte ich möglichst unvoreingenommen dem Film eine zweite Chance geben. Hatte ich mich also geirrt mit meiner damaligen Sicht der Dinge oder ist der „Prometheus“ auch mit ein wenig Abstand betrachtet eine herbe Enttäuschung?

Nunja, auch wenn ich nach der Zweitsichtung mit einem etwas besseren Gefühl aus „Prometheus“ gegangen bin, ist Ridley Scotts neuester Alien-Streich im besten Falle durchschnittliche SciFi-Kost. Das größte Manko an „Prometheus“ ist sein völlig konfuses, sprunghaftes und teils mit hanebüchenen Wendungen versehendes Drehbuch. Dieses wirkt in sich unschlüssig, welche Geschichte überhaupt erzählt werden soll. Ein klassisches Prequel, welches die Vorgeschichte zur Alien-Reihe erzählt? Oder dann doch eher ein eigenständiger Film, der nur lose in dem Universum stattfindet, in dem sich ansonsten die Aliens tummeln? So wirklich klar ist sich „Prometheus“ hier definitiv nicht.

Wo es bereits im Groben im Getriebe knirscht, fängt es dann auch im Kleinen schnell an zu bröckeln. Man sollte generell (besonders jedoch auch bei Science-Fiction) nicht zu genau nach Logiklöchern oder Unsinnigkeiten im Drehbuch suchen, macht man sich hierdurch doch gerne das Filmerlebnis kaputt. Doch präsentiert Scott in „Prometheus“ derart viele und teils absurde Wendungen, dass der Film schlicht und ergreifend darunter leidet. Seien es völlig unbegabte Wissenschaftler, fragwürdig handelnde Androiden oder eine Hauptdarstellerin, die ein Drittel des Films mit einem frischen Kaiserschnitt herumläuft… All das zerschießt die eigentlich äußerst atmosphärische Grundstimmung des Films.

Doch hiermit nicht genug. Ein großer Vorteil des Films ist sein durchaus guter Cast, den Ridley Scott hier um sich versammeln konnte. Allerdings weiß das Drehbuch in weiten Teilen nichts mit dieser Fülle an Schauspielern anzufangen und verheizt diese in belanglosen Nebenrollen. So wäre der Film wunderbar ohne die Rolle der Meredith Vickers (Charlize Theron) ausgekommen. Denn was trägt diese Rolle zu „Prometheus“ bei? Nichts. Ebenso wird Idris Elba als Captain Janek in einer unbedeutenden Nebenrolle verschwendet.

Doch wie bereits gesagt, ist „Prometheus“ kein durchgängiger Reinfall. Was ganz klar für den Film spricht ist seine stimmungsvolle Optik und das hochwertige Produktionsdesign. Dabei wird ganz klar an den alten Stärken vom 1979er „Alien“ angeknüpft, ein Verdienst mit Sicherheit auch von HR Giger, der sein unverkennbares Design in die Produktion noch einmal mit einbringen konnte. Auch die schauspielerische Leistung stimmt beim Großteil der Akteure. Michael Fassbender als Android David leistet großartiges, aber auch Noomi Rapace als tragendes Element kann durchaus glänzen.

Doch unterm Strich bleibt „Prometheus“ weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Leider suggeriert das Ende (wie mittlerweile auch bestätigt) ein Sequel des Prequels. Bei dem gewählten kruden Abschluss des Films (und damit Beginn des Nachfolgers) kann ich nur Schlimmes erahnen und bin mehr als skeptisch. Doch vielleicht bekommt das Drehbuch dieses Mal ein bisschen mehr gerade Linie verpasst und dafür weniger unsinnige Elemente – ich würde mich sehr darüber freuen.

Das Fazit (für Lesefaule):

Weder Fisch noch Fleisch – das könnte ein kompaktes Fazit von „Prometheus“ sein. Wo der Film in den ersten 15-20 Minuten noch zu überzeugen weiß, gerade durch die atmosphärischen Bilder der Eingangssequenz, zerfällt der Gesamteindruck nach und nach durch ein ungeschicktes Drehbuch. Generell entstand bei mir der Eindruck, dass (zu) viele Autoren an dem Werk mitgewirkt haben müssen, getreu dem Motto: Viele Autoren zerschreiben den Brei. Das fängt bereits bei der allgemeinen Ausrichtung der Story an. Will „Prometheus“ein waschechter „Alien“-Film sein oder dann doch andere Themen behandeln? Das wird im Verlaufe des Films immer unklarer, wozu dann teils absurde Handlungen dargeboten werden, wobei sich die Frage stellt, ob der kryogene Tiefschlaf die Zurechnungsfähigkeit nachhaltig schmälert.

Wertung:

Die Alien spielen eine Runde Vier gewinnt!

4-0

Trailer:

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