Oblivion (Oder: T -49 Techniker)

Jahr: 2013
Regie: Joseph Kosinski
Laufzeit: 124 Minuten
Budget: 120 Mio. $

Der Inhalt kurz und knapp:

Das Jahr 2077 – die Menschheit hat den Planeten Erde weitestgehend verlassen. Eine außerirdische Macht griff vor 60 Lenzen die Erde an, zerstörte zunächst den guten alten Mond und startete im Anschluss eine Invasion. Zwar konnte der Angreifer zurückgeschlagen werden, die Erde ist jedoch eine Wüste und kaum mehr als bewohnbar zu bezeichnen. So haben sich die meisten Überlebenden auf den Saturnmond Titan zurückgezogen, während auf der Erde nur noch 2 Menschen die Stellung halten und riesige Deuteriumspeicher, sowie deren automatische Verteidigung warten. Während Jack Harper (Tom Cruise) den hemdsärmeligen Techniker gibt, wird er von seiner im Innendienst befindlichen Partnerin Vika (Andrea Riseborough) unterstützt. Beide warten auf das Ende ihrer Mission, um den restlichen Überlebenden zum Titan zu folgen. Doch als ein 60 Jahre altes Raumschiff auf die Erdoberfläche einschlägt, wird der Sinn ihrer Mission unweigerlich in Frage gestellt.

Die Meinung:

Das erste Mal tut ja bekanntlich immer ein bisschen weh – so auch in diesem Fall. Denn wohl einer der umstrittensten Schauspieler findet sich das erste Mal im CinemaScope ein, nämlich Mr. Tom Cruise. Und soviel soll an dieser Stelle verraten sein, „Oblivion“ ist kein besonders guter Film in Summe, aber ein Film mit durchaus schönen Momenten. Steigen wir also ein und schauen, was der zweite Langfilm von Joseph Kosinski (nach „Tron:Legacy“) kann, und was nicht.

Was „Oblivion“ in Teilen zu einem Fest macht sind seine wahnsinnig stimmungsvollen Szenen auf der zerstörten Erdoberfläche. Manche Sequenzen hätte ich am liebsten im Bild-Für-Bild-Modus einzeln genossen, so packend waren die dargestellten Landschaften. Interessant ist hierbei die Wahl einer geradezu sterilen Darstellung der Erde, wodurch sich die Lebensfeindlichkeit plastisch abzeichnet. Natürlich kann man bei dem Budget einige anspruchsvolle CGI-Passagen erwarten, doch nicht immer finden (wie hier) Technik und Kunst zusammen. Zu den optischen Schauwerten des Films, gesellt sich ebenfalls eine geschickte Auswahl von Soundtrack und Tonkulisse. Diese sind, wie die bildliche Ebene, ebenfalls sehr nüchtern gehalten und verstärken so die verwendete Bildsprache. Auch hier zeigt sich die Nähe zu „Tron:Legacy“, der ebenfalls, zumindest optisch und akustisch, eine wahre Perle ist.

Bis hierhin alles soweit im grünen Bereich. Wie sieht es schauspielerisch aus? Tom Cruise macht in der Rolle des Jack Harper eine durchaus gute Figur, wobei die Rolle auch eine durch und durch Tom-Cruise‘ige ist. Der Charakter ist emotional untersetzt, wobei seine Mimik zwischen ernsthaft verbissen hin zu angestrengt schockiert hin und herpendelt. Alles also keine große schauspielerische Kunst, aber entsprechend der Figur auch passend gespielt. Der Rest der Schauspielgarde ist eher als austauschbar zu bezeichnen, da auch zu wenig Fleisch am Drehbuchknochen hängt.

Woran „Oblivion“ ganz klar krankt ist seine viel zu umständlich erzählte Geschichte. Leider konnte oder wollte Regisseur und Drehbuchautor Kosinski aus den Erfahrungen von „Tron:Legacy“ nicht so recht lernen. Bereits bei dem Filmdebüt des Amerikaners war der Versuch problematisch, eine eher mittelprächtige Handlung mit allerlei merkwürdigem Esoterik-Gefasel aufzuwerten und die Geschichte durch unnötige Drehungen zu verkomplizieren. Dass die allermeisten Zuschauer diesen Hütchenspielertrick durchschauten, zeigte sich dann an den eher schlechten Kritiken. Doch trotz dieser Reaktion, bleibt Kosinski bei seinem Stil und dreht solange das Drehbuch durch den Wolf, bis die Grenze zum Verständnisabriss nahekommt. Warum nicht einfach eine Geschichte sauber heruntererzählen und die Energie in Charakterarbeit oder innovative Ideen investieren?

Denn lässt man das ganze Getue weg, das Kosinski rund um die Handlung von „Oblivion“ künstlich aufbaut, bleibt obendrein erschreckend wenig Interessantes über. Tatsächlich scheint der Film aus Versatzstücken zahlreicher Klassiker der Science-Fiction aufgebaut und bietet wenig bis überhaupt nichts Eigenständiges. So bleibt auch der Handlungsverlauf auf einem geradezu seltsam niedrigen Niveau an Überraschung, obwohl einige Twists aufgefahren werden. Doch irgendwie hat man das alles schon einmal gesehen und besonders in der Handlung getarnt sind diese ebenfalls nicht. Ein Beispiel hierzu ohne dabei zu sehr in den bösen Spoiler-Topf zu greifen: 2 Menschen sind für die Wartung und den Schutz unzähliger, monumentaler Anlagen zuständig? Die obendrein essentiell für das Überleben der Menschheit sind? „Moon“ ick hör‘ dir trapsen.

An dieser Stelle kann man sich wieder einmal die bereits des Öfteren gestellte Frage stellen. Ist die Science-Fiction auserzählt? Tatsächlich finden sich in den letzten Jahren immer weniger originelle Ableger des Genres, wobei selbst diese oftmals bekanntes nur neu arrangieren. Ich persönlich fände dies extrem schade und kann nur hoffen, dass sich da draußen noch ein paar ideengefüllte Autorenköpfe verbergen. „Oblivion“ konnte die Antithese hierzu leider nicht liefern, sondern stieß nur umso fester in dasselbe Horn. Schade, schade… Denn zumindest audio-visuell ist „Oblivion“ ein wahres Fest. So bleibt dann nur alter Wein in neuen Schläuchen.

Das Fazit (für Lesefaule):

„Oblivion“… hach „Oblivion“. Was hätte aus dir nur alles werden können? „Oblivion“ besitzt ohne Frage einige wahnsinnig stimmungsvolle Momente, bei der Bild, Ton und musikalische Untermalung zu einem wunderbaren Gesamtwerk arrangiert sind. Woran Joseph Kosinskis zweiter Langfilm hauptsächlich scheitert ist der viel zu umständliche Zugang, der dem Zuschauer angeboten wird. So gibt der Film vor, wesentlich mehr zu sein als er ist, wirkt durch seine unnötige Verschachtelung aufgeblasen und unterm Strich beinahe wie eine Mogelpackung. In dieser Hinsicht bleibt sich Kosinski treu, da bereits „Tron: Legacy“ unter genau den gleichen Problemen litt. Wie auch bei diesem Prequel hätte „Oblivion“ eine geradlinige Erzählweise wesentlich besser getan, als ein künstliches pseudo-Intellektualisieren. Zwar wäre auch dann, aufgrund fehlender inhaltlicher Innovation, der Film immer noch kein Highlight, dafür aber durch und durch solide Science-Fiction-Kost. Ein Prädikat, das ich heutzutage nur noch sehr selten vergeben würde.

Wertung:

Drohne 5,5 ist wieder auf Kurs!

5-5

Trailer:

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