High Fidelity (Oder: Top of the Pops)

Jahr: 2000
Regie: Stephen Frears
Laufzeit: 113 Minuten
Budget: 30 Mio. $

Der Inhalt kurz und knapp:

Listen mit den besten Ablegern einer gewissen Art, Beschaffenheit oder sonstigen Eigenschaften werden ja beinahe inflationär erstellt. So entstehen reihenweise Top-(setzte eine beliebige Zahl ein, vorzugsweise teilbar durch 5 oder 10)-Listen, mit mehr oder weniger sinnvollem Inhalt. Rob Gordon (John Cusack) ist ein Meister im Bereich von Top-X-Listen, die er bevorzugt in seinem Plattenladen mit seinen beiden, leicht skurril wirkenden Kumpanen Dick (Todd Louiso) und Barry (Jack Black) zelebriert. Doch nun stellt Rob seine eigene, ganz spezielle Liste auf – die Top-5 in die Brüche gegangenen Beziehungen. Der Grund für diese Liste ist nicht zufälliger Natur, da soeben wieder einmal eine Beziehung von Rob in die Brüche gegangen ist. Im Rückblick auf seine bisherigen Beziehungen, gerät Rob in eine Sinnkrise, die ihn jedoch zu einer wesentlichen Erkenntnis bringt – Laura, seine jüngst Verflossene, ist die einzig wahre Frau an seiner Seite und soll es nun auch wieder werden.

Die Meinung:

Mit manchen Filmen ist es ein wenig sonderbar. Man möchte sie unbedingt sehen, hat sie sich auch schon bereitgelegt, aber aus irgendwelchen Gründen kommt man nicht dazu. So erging es mir auch mit „High Fidelity“, der zu meiner großen Überraschung bereits stolze 14 Jahre auf dem Buckel hat (schaut man sich John Cusack in dem Film an, wird dies auch schnell deutlich). Doch nun gab es keine Ausreden mehr, kein Herauszögern, kein Aufschub. „High Fidelity“ landete im heimischen Abspieler.

Zugegeben, meine Kritik zu „High Fidelity“ ist nicht besonders objektiv, da ich hier und dort bereits Meinungen zu diesem Film teils gewollt, teils eher ungewollt aufnehmen konnte. Dennoch denke ich, dass sich meine Meinung auch bei völliger Unbefangenheit nicht wesentlich von der jetzigen unterscheiden würde.

Was mir wirklich extrem gut gefallen hat, ist das konsequente Durchbrechen der „Vierten Wand“. Obwohl schon in mehreren Filmen dieser Kunstgriff genutzt wurde, hat er mir glaube ich noch nie so gut gefallen wie hier. Es ist fast so, als würde der Zuschauer zu einem engen Vertrauten von Rob Gordon werden, der dem gesamten Film an seiner Seite bleibt. Hierdurch stellt sich zur den Figuren ein viel näheres Verhältnis ein – wodurch sich die vergleichsweise eher simplere Handlung enorm aufwertet.

Das Ganze wird dann getragen durch John Cusack, der offenbar mit der Aufgabe die Vierte Wand zu bespielen mehr als gut zurechtkommt. Dabei spielt er seine Rolle geradezu leidenschaftlich herunter, mitsamt seiner Stärken und Schwächen. So ist Rob Gordon kein reiner Sympathieträger, kein Everybody’s Darling. Er hat wie jeder Mensch auch seine arroganten, selbstgerechten und allgemein fehlbaren Momente, bei denen er mitunter sogar unangenehm wirkt. Doch genau das macht die Rolle aus, die John Cusack hier wunderbar spielt, denn Rob Gordon wirkt so plastisch, als würde man ihn (oder jemand sehr ähnlichen) persönlich kennen – großartig! Daneben gibt es aber auch schöne Nebenrollen, wie die von Jack Black oder auch Tim Robbins. Besonders aber die Rolle der Laura, gespielt von der Dänin Iben Hjejle, passt als Kontrast perfekt zu Rob Gordon, bzw. John Cusack.

Wenn ich dem Film überhaupt irgendwas ankreiden möchte, dann ist es seine vielleicht doch etwas zu lange Laufzeit, bei der man mit rund 15-20 Minuten weniger, doch eine angenehme Straffung erzielt hätte. So besitzt der Film dann doch einige eher belanglose Sequenzen, die man gut und gerne hätte entfallen lassen können. Wenn man den Film allerdings mit einigen anderen Überlängemonstern der heutigen Zeit vergleicht, ist dieser Punkt allerdings auch Meckern auf hohem Niveau.

Unterm Strich ist „High Fidelity“ ein wirklich, wirklich schöner Film. Die Charaktere wissen allesamt zu überzeugen, allem voran natürlich John Cusack, der die Vierte Wand geradezu zertrümmert, den Zuschauer so unmittelbar mit ins Geschehen bringt und so eine emotionale Partizipation erreicht – große Schauspielkunst. Hierdurch kommt auch die eher profane Geschichte richtig zum Tragen. Jedoch ist dies vielleicht der größte Pluspunkt auf der Habenseite. Eine nachvollziehbare, lebensnahe Erzählung eines Typens, den man auch so kennen könnte, dabei aber nahezu keine Sekunde des Films langweilig oder belanglos. Im Grunde der Königsweg des Kinos – einfache Geschichten, großartig verpackt.

Das Fazit (für Lesefaule):

„High Fidelity“ ist einer dieser Filme, die einfach Spaß machen. Dabei verfolgt der Film keinen hochtrabenden, komplexen Plot oder schnell wechselnde Handlungsstränge. „High Fidelity“ portraitiert einen im Verhalten sprunghaften, teilweise auch unsympathischen John Cusack, der jedoch sehr lebensecht wirkt. Dazu trägt vor allem der Durchbruch (oder eher der durchgängige Abriss) der Vierten Wand bei. Zwar hätte man sich locker 15-20 Minuten den Films sparen können, um die Handlung noch etwas zu straffen, was jedoch wirklich nur einen minimalen Haken darstellt. So kann ich jedem dem Film ans Herz legen, der einen kleinen, aber durch und durch sympathischen Film von und mit einem in Hochform agierenden John Cusack sehen möchte.

Wertung:

Das CinemaScope erstellt extra für „High Fidelity“ eine Top-9-Liste, voll mit Sternen!

9-0

Trailer:

 

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