To Rome With Love (oder: Unter der Dusche hört dich niemand singen)

Jahr: 2012
Regie: Woody Allen
Laufzeit: 112 Minuten
Budget: 17 Mio. € (24,8 Mio. $)

Der Inhalt kurz und knapp:

Rom – die ewige Stadt. Wer schon einmal durch die italienische Hauptstadt wandelte und die zahllosen alten Gebäude, Ruinen und Pflasterstraßen betrachtete, wird sich mitunter eine Frage gestellt haben. Was hat diese Stadt schon alles erlebt? Einen winzigen, wenn auch fiktiven, Ausschnitt hiervon präsentiert uns Woody Allen. Wie der geneigte Zuschauer bereits am Titel erahnen kann, werden vier Episoden aus der namensgebenden Metropole erzählt, die sich im weitesten Sinne mit der Liebe und deren Wirrungen und Irrungen beschäftigt. Da hätten wir einen singenden Bestatter, einen nostalgischen Architekten, einen berühmten Normalo und ein getrenntes Liebespärchen. Stellt sich nur die Frage, wie Rom das Leben dieser Menschen beeinflusst.

Die Meinung:

Nachdem mich meine letzte Kritik bereits in den Bereich der Liebesfilme brachte, kommt nun eines zum anderen und ich habe erneut einen Vertreter dieses Genres vor der Flinte. Allerdings ist „To Rome With Love“ dann doch etwas anders gelagert, immerhin handelt es sich um einen waschechten Episodenfilm. Doch damit nicht genug, denn Altmeister Woody Allen zeigt sich für die Umsetzung verantwortlich und springt zur Feier des Tages wieder einmal vor die Kamera. Klingt ja gar nicht mal so schlecht.

Ist es auch nicht. Episodenfilme haben, wie ich finde, immer ihren besonderen Reiz. Gleich mehrere Geschichten in einen einzigen Film zu verweben ist eine durchaus hohe Kunst und hat (richtig arrangiert) einen hohen Schauwert. „L.A. Crash“ und „Sin City“ sind 2 Filme dieses Typs und haben bei mir einen besonders guten Eindruck hinterlassen. Aus diesem Grund war ich sehr angetan als ich feststellte, dass es sich bei „To Rome With Love“ um einen reinrassigen Episodenfilm handelt.

Was bereits in den ersten Szenen auffällt ist die Woody Allen-™-typische Leichtigkeit des Films, gepaart mit einem sehr angenehmen Witz, der sehr subtil daherkommt und zum Schmunzeln anregt. Die Szenen spulen lockerleicht herunter und erzeugen so einen wunderbaren Filmfluss. Hier merkt man die ganze Routine von Woody Allen, der mich mit diesem Rezept auch schon bei „Midnight in Paris“ begeisterte.

Doch nicht alles ist Gold, was in der untergehenden, römischen Sonne glänzt. Was mich an „To Rome With Love“ besonders störte war die doch sehr schwankende Qualität der einzelnen Episoden. Während die Teile des duschenden Tenor und dem unfreiwilligen Star an Witz und herrlichen Momenten zu brillierten wussten, fielen die anderen beiden Teile dann doch ab. Vor allem der Alec Baldwin/Jesse Eisenberg-Teil konnte mich überhaupt nicht überzeugen, auch wenn ich mich über Ellen Page freuen konnte.

Was mich zudem an den Episoden störte war, dass diese überhaupt keine innere Verknüpfung besitzen. Außer das die Rahmenhandlung in Rom spielt und die Episoden irgendwas mit dem Thema Liebe zu tun haben, besitzen die Geschichten keinerlei gemeinsamen Nenner. Nicht einmal kleine Anspielungen untereinander sind vorhanden, wobei es eigentlich gute Gelegenheiten dazu gegeben hätte – schade, schade. Ein Beispiel wie ein solche Verknüpfung funktionieren kann zeigte dabei schon „4 Rooms“, bei dem der Page als verbindendes Element die Episoden koppelt, ohne dass dabei der Charme des Episodenfilms verloren ging.

Unterm Strich bleibt so ein Film der Kategorie „kann man sich anschauen, man hat im Zweifel aber nichts verpasst“. Was den Film vor Schlimmeren rettet sind definitiv seine großartigen Schauspieler und die filmische Souveränität von Woody Allen, der den Film mit einer einzigartigen Leichtigkeit bestückt. Doch sind gute Ideen für einzelne Episoden nicht ausreichend um einen tollen Episodenfilm zu schaffen. Hier wäre es mir sehr recht gewesen, wenn Allen aus den im Ansatz guten Teilen ein rundes, großes Ganzes gebaut hätte.

Das Fazit (für Lesefaule):

Die Reise im Allen-Euro-Express geht nun also weiter – von Paris nach Rom. Was demnach wie eine muntere Fortsetzung des grandiosen „Midnight in Paris“ klingt, ist am Ende dann ein solider, allerdings auch nur mäßiger Episodenfilm. Woran hapert es? Sicherlich nicht an dem (wieder einmal) tollen Cast, den Woody Allen zusammentrommeln konnte. Die Schauspieler, dem Proporz folgend zu gleichen Teilen besetzt aus Europa und den USA, passen wunderbar auf die ihnen zugedachten Rollen. Auch der Woody Allen-™-typische, subtil mitschwingende Humor kommt gut an und lockert die Handlung angenehm auf. Was mich persönlich störte waren die Episoden, aus welchen der Film strukturiert ist. Diese stehen für sich jeweils völlig alleine und behandeln für mich zu unterschiedliche Themen. Obendrein war mein Interesse an den erzählten Geschichten sehr schwankend. Während ich jede Szene des duschenden Tenors abfeierte, musste ich mich eher quälend mit Alec Baldwins verflossener Jugendaffäre abkämpfen. So bleibt unterm Strich ein solider Film, der jedoch in Teilen sehr beliebig und fade wirkt.

Wertung:

Ein italienisches 6-Gang-Menü vor der Spanischen Treppe.

6-0

Trailer:

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