Jahr: 2006
Deutscher Titel: Pans Labyrinth
Originaltitel: El laberinto del fauno
Regie: Guillermo del Toro
Laufzeit: 119 Minuten
Budget: 19 Mio. $
Academy Awards: Beste Kamera (gewonnen), Bestes Szenenbild (gewonnen), Bestes Make-up (gewonnen), Bestes Originaldrehbuch (nominiert), Beste Filmmusik (nominiert), Bester fremdsprachiger Film (nominiert)
Der Inhalt kurz und knapp:
Spanien, 1944. Der Spanische Bürgerkrieg ist seit mehreren Jahren offiziell beendet, General Francisco Franco herrscht diktatorisch über das südeuropäische Land. Während der Zweite Weltkrieg sich langsam dem Ende neigt, kämpfen weiterhin Partisanen im Norden des Landes für ein freies Spanien. Um diesen Widerstand zu brechen, ist der grausame und kaltblütige Hauptmann Vidal ausgesandt worden und macht Jagd auf die im Untergrund befindlichen Widerstandskämpfer.
In dieser düsteren Szenerie findet sich die junge Ofelia wieder, deren Mutter ein Kind des Hauptmanns erwartet. In den abgelegenen Bergregionen Nordspaniens, müssen Mutter und Tochter in einer ehemaligen Mühle ausharren, während Vidal seinen blutigen Aufgaben mit voller Überzeugung nachkommt. Eine scheinbar aussichtslose Situation für die junge Ofelia, doch ergibt sich plötzlich ein möglicher Ausweg. In einem alten Labyrinth erscheint Ofelia ein Pan, ein mystisches Wesen aus einer Parallelwelt. Der Pan sieht in Ofelia die Reinkarnation einer Prinzessin eben jener Welt, will jedoch einen Beweis für ihre wahre Abstammung. Drei Prüfungen soll das junge Mädchen ablegen, dann könne sie ihren rechtmäßigen Platz als Prinzessin wieder einnehmen. So versucht Ofelia den Pan zu überzeugen und die drei Prüfungen zu bestehen, während um sie herum der Bürgerkrieg mit voller Kraft entflammt.
Die Meinung:
Fantasy – die Reise in fantastische Welten mit allerlei Fabelwesen und Geschichten. Ein Genre, das zugebenermaßen die allermeiste Zeit des Jahres erfolgreich mein Aufmerksamkeits-Radar unterfliegt. Doch packt mich gelegentlich doch das Interesse nach visuellen Reisen in andere Welten. Diesesmal sollte es der 2006 entstandene und aus der Feder von Guillermo del Toro entsprungene Genre-Mix „Pan’s Labyrinth“ sein. Eine Mischung aus Kriegsdrama auf der einen, und Fantasy auf der anderen Seite? Klingt nach einem interessantem, aber auch gewagten filmischen Experiment. Kann der Film beiden Aspekten gerecht werden?
Annähern möchte ich mich dem filmisch zwiegespaltenden „Pan’s Labyrinth“ über die dargestellte Fantasy. Bereits in der ersten Fantasy-Szene, Ofelia trifft auf den namensgebenden Pan, lässt sich eindeutig die optische Handschrift von del Toro erkennen. Wie auch in dem zwei Jahre zuvor entstandenen ersten Ableger der Hellboy-Serie, sind die Darstellungen der Fabelwesen wunderbar gelungen. Mit dem Mix aus Maske, Szenenbild und CGI, schafft del Toro eine einzigartige und unverwechselbare Bildsprache, an der ich mich kaum sattzusehen konnte. Hierbei liefert der Filme einprägsame Orte und Figuren, wie beispielsweise den „Kinderfresser“, der jedem Zuschauer noch lange im Gedächtnis bleiben dürfte. Unterstützt werden diese Szenen durch eine atmosphärische Musik, dem kindlich naiven Schauspiel der Ofelia (Ivana Baquero) und einem wunderschönen Szenenbild.
Ich kann die Fantasy-Sequenzen des Films nur loben und eigentlich nichts kritisieren, außer… ja außer, dass es für meinen Geschmack viel zu wenige hiervon gibt. Tatsächlich lassen sich die Szenen mit klarem Fantasyeinschlag an einer Hand abzählen und dauern oftmals nur wenige Minuten an. Besonders zum Ende des Films, nimmt das Kriegsdrama klare Oberhand, was leider zu Kosten der eigentlich doch so wunderbaren fantastischen Geschichte und deren Darstellung geht. Eventuell ist diese filmische Entscheidung dem eher geringeren Budget zuzuschreiben, über das del Toro verfügte (Hellboy wurde mit dem dreifachen Budget ausgestattet, Hellboy II mit dem Vierfachen). Welche Gründe auch immer zu dieser Entscheidung geführt haben, für mich persönlich war dies eine klare Enttäuschung. Natürlich will „Pan’s Labyrinth“ kein reiner Fantasy-Film sein und ist der Versuch zwei verschiedene Genres zu verschmelzen lobenswert, dennoch findet für mich der Film im späteren Verlauf zu sehr in der realen Welt statt.
Das historische Drama abseits der Fantasy (als Teil der Aufarbeitung des Franquismus) hat ihren Reiz, zumal dies einen bisher selten thematisierten Abschnitt der europäischen Geschichte darstellt. Allerdings bleiben die Ereignisse rund um den Hauptmann Vidal auf einem ziemlich oberflächlichen Level. Wer sind die Partisanen? Was sind ihre Ziele? Liest man sich nach dem Film einige historische Aspekte an, kann man sich das ein oder andere vielleicht selbst zusammenreimen, aber ob das dann wirklich auf die konkrete Geschichte zutreffend ist bleibt unklar. Der Film selbst hilft dem Zuschauer jedenfalls nicht dabei der spanische Geschichte und den Menschen dieser Zeit näherzukommen. Im Zentrum steht der Hauptmann Vidal – ein Abziehbild des Faschismus. Er ist brutal und kompromisslos gegen seine Feinde, aber auch gegen seine Frau und Stieftochter. Doch auch seine Motive bleiben weitestgehend ungeklärt. Das alles hat man schon gesehen und leider auch wesentlich eindrucksstärker.
Letztendlich habe ich mit „Pan’s Labyrinth“ das Problem, dass er beide Seiten des Genre-Mixes leider nur unzureichend abdeckt. Die Fantasy-Szenen sind toll, aber zu kurz. Das Kriegsdrama ist x-beliebig und oberflächlich, vor allem aber im Verhältnis zu lang. Die spätere Verlagerung auf die reale Welt spiegelt sich schließlich auch dem Ende wieder, das für meinen Geschmack viel von der Mystik der Fantasy nimmt. Hier raubt der Film dem Zuschauer durch 2-3 ungeschickte Szenen zu viele Interpretationsmöglichkeiten, so dass es schwer fällt an ein fantastisches Ende zu glauben. Scheinbar sollte der Film nicht in einem wirklichen Happy End münden, so dass del Toro sich genötigt sah mit der harten Realität das schöne Ende zu zerschlagen.
Das Fazit (für Lesefaule):
„Pan’s Labyrinth“ ist in seinem Kern in sehr schön gemachter Versuch ein Mixes aus zwei Genres, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Was mein Filmvergnügen stark minderte, ist die im Filmverlauf zunehmende Zentrierung des Dramas und die Vernachlässigung der Fantasy. Das somit entstandene Potpourri aus zwei ungleichen Teilen, fühlte sich an vielen Stellen sehr unausgewogen an und endete in einem für mich unbefriedigendem Ende. Dennoch ist der Film bildgewaltig und bleibt mit Sicherheit lange in meinem Gedächtnis verhaftet.
Wertung:
7 fliegende Feen.
Trailer: