Salmon Fishing In The Yemen (Oder: Warum Politiker angeln)

Jahr: 2011
Deutscher Titel: Lachsfischen im Jemen
Regie: Lasse Hallström
Laufzeit: 107 Minuten
Budget: 14,5 Mio. $

Der Inhalt kurz und knapp:

Worum geht es in „Salmon Fishing In The Yemen“? Nun, ziemlich genau um das – um Lachsfischen im Jemen. Was auch der deutsche Titel dieses Films ist. Verrückt! Da der arabische Scheich Muhammad ibn Zaidi bani Tihama gerne Lachse fischt, dafür aber immer in das kalte und verregnete Schottland reisen muss, kommt ihm ein verwegener Plan. Er will Lachse in seiner Heimat, dem filmnamensgebenden Jemen, ansiedeln. Nun ist das Ganze ziemlich verrückt, doch mit ausreichend Geld haben reiche Ölscheichs schon ganz andere Sachen angestellt.

Damit die Lachse nun aber hinreichend lange leben, um anschließend an der jemenitischen Angelroute zu baumeln, wird der passionierte Angler und Fischexperte Dr. Alfred Jones (Ewan McGregor) hinzugezogen. Dieser soll in Zusammenarbeit mit der für den Scheich arbeitenden Harriet Chetwode-Talbot (Emily Blunt) das Projekt umsetzen, wiedersetzt sich jedoch zunächst. Nachdem die britische Regierung allerdings einen riesen PR-Coup wittert, wird Jones zwangsrekrutiert und findet im weiteren Verlauf nicht nur Zuneigung zu diesem wahnwitzigen Projekt.

Die Meinung:

Lachsfischen im Jemen. Hier ist der Filmtitel schon Werbung genug. Beim Stöbern in den einschlägig bekannten Portalen nach interessantem Nachschub, stach mit dieser Ableger alleine schon wegen dem ungewöhnlichen Titel ins Auge. Und so wanderte der Film ohne weitere Informationen oder Recherche im heimischen Abspielgerät.

Hält der Titel denn, was er verspricht? Ein glasklares: Jein. Der Fokus der ersten Filmhälfte liegt eindeutig im Absurden. Hierzu lässt Regisseur Lasse Hallström in den ersten rund 30 Minuten den Blick im Wesentlichen auf Afred „Fred“ Jones, der aus seinem ruhigen Büroleben herausgerissen wird und sich plötzlich einer völlig wahnwitzigen Idee gegenübersieht. Ewan McGregor verkörpert den britisch-stocksteifen Spießbürger in Perfektion, der zunächst gegen die ihm gestellte Aufgabe mit allerlei Trotzigkeiten reagiert. Der Film hat in diesem Akt eine rasche Folge an witzigen Dialogen, immer wieder kleinen Peinlichkeiten und punktgenauer Charakterarbeit.

Im weiteren Verlauf des Films wird diese Folge nach und nach immer länger, der Film nimmt zu Gunsten der aufkeimenden Liebesgeschichte deutlich an Fahrt zurück. Man könnte sagen, dass der Plot mit dem immer konkreter werdenden Lachsprojekt sachlicher wird und die Lacher zu einem Schmunzeln werden. Denn wirklich ernst nimmt sich die eigentliche Story um die Lachse eigentlich nie und sorgt den Film über weiterhin für regelmäßige Sonderheiten. Die Liebesgeschichte an sich ist ganz, naja nett. Leider wird die Geschichte um den unglücklich verheirateten Jones und die vermeintliche Kriegswitwe Chetwode-Talbot (sie kannte ihren Soldaten 3 Wochen!) an manchen Stellen derart mit melodramatischen Schnick-Schnack aufgeladen, dass vor lauter facepalmen der Film fast untergeht.

Doch warum tut er dies nicht? Ein ganz wesentlicher Eckpfeiler des Films ist für mich die Darstellung des angelfreudigen Sheikh Muhammad. Im Gegensatz zu fast sämtlichen Filmen und Serien der letzten Zeit, baut dieser arabische Ölscheich weder Nagelbomben, noch Anthrax-Sprengfallen und foltert auch keine Anders- oder Gleichgesinnten in finsteren Verließen. Stattdessen ist die Rolle so schön geschrieben und von Amr Waked so wunderbar gespielt, dass man dem Mann mit dem Beduinentuch auf dem Kopf tatsächlich die Vision abnimmt, die er mit den Lachsen im Jemen verbindet. Somit wird aus dem zu Beginn des Filmes absurden Projekt eine wirkliche Herzensangelegenheit und ich als Zuschauer gönnte es dem verrückten Araber, dass die Lachse den Strom hinaufschwimmen.

Zudem kommt der Aspekt der Politsatire. Diese steht die meiste Zeit des Filmes zwar im Hintergrund, pusht jedoch vor allem die eher zähen Herzschmerz und Liebesschmacht-Sequenzen. Die Figur der Regierungs-Pressesprecherin Maxwell generiert einige völlig schmerzbefreite Momente, die (leider) für das tägliche politische Business nur zu authentisch wirken.

Das Fazit (für Lesefaule):

Hachja, irgendwie schon schön, wenn es schön ist. Unterm Strich muss ich zugeben, dass „Salmon Fishing In The Yemen“ zuweilen wie eine kitschige Romanze daherkommt. Dennoch hat der Film mir ein schönes Gefühl hinterlassen – Prädikat: Feel Good Movie. Die Figuren sind sympathisch, der Humor angenehm britisch schrullig. Zum Ende hin kratzt der Film zwar gelegentlich mit den Füßen an der Schamgrenze, rutscht aber nie in Rosamunde-Pilcher-Gedächtnis-Abgründe.

Wertung:

7 springende Zuchtlachse am Horn von Afrika.

7-0

Einspruch hierbei von meiner Mitjurorin, die bei manchen romantischen Zitatzeilen (zu Recht) laut aufstöhnte. Doch wegen des sehr abgedrehten und lustigen Beginns, lässt auch sie sechsmal die Angelroute kreisen.

6-0

Trailer:

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