Citizen Kane (Oder: Warum eine Rosenknospe unbezahlbar ist)

Jahr: 1941
Regie: Orson Welles
Laufzeit: 119 Minuten
Budget: ca. 840.000 $
Academy Awards (gewonnen/nominiert): Bester Film, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller, Beste Kamera, Bestes Szenenbild, Bester Ton, Bester Schnitt, Beste Filmmusik, Bestes Originaldrehbuch

Der Inhalt kurz und knapp:

Geld alleine soll bekanntlich nicht glücklich machen. Hiervon kann auch der vermögende Charles Foster Kane (Orson Wells) berichten. Verlassen und verbittert verstirbt der Vermögende in seinem mit Prunk und Kunst zugestellten Palast Xanadu. Während seiner letzten Momente haucht der Sterbende ein einziges Wort – Rosebud. Was hat es hiermit aus sich? Wer oder was war Rosebud?
Der Reporter Jerry Thompson versucht hinter dieses Geheimnis zu gelangen und befragt hierzu Freunde, Kollegen und seine ehemalige Frau hierzu. Er kommt auf die Spur eines wechselhaften Lebens des Charles Foster Kane, der viele Höhen in seinem Leben hatte, aber auch ebenso viele Tiefen.

Die Meinung:

Der Filmklassiker Citizen Kane ist einer dieser Titel, der dem kleinen Filmnerd früher oder später auf die geistige Windschutzscheibe schlägt. Dieses über 70 Jahre alte Werk von Orson Welles, taucht immer wieder in den unterschiedlichsten Listen auf, die in der Überschrift wahlweise die Wörter „Top“, „Beste“ oder „Einflussreichst“ führen. An der ein oder anderen Stelle wird Citizen Kane sogar als der einflussreichste Film der amerikanischen Geschichte gehandelt. Ein dickes Brett. Doch wie sieht es tatsächlich, abseits des Mythos, aus? Halten diese schwarz-weißen 2 Stunden tatsächlich diesem Anspruch stand? Den Versuch einer Antwort (auf meine eigene Frage) möchte ich zunächst zurückstellen.

Was steht auf der Haben-Seite? Nun, der Film wirkt in seiner Art in vielen Bereich unglaublich modern. Der Film beginnt mit dem Ende und springt dann immer wieder in der Zeit hin und her, nimmt den Zuschauer also mit auf eine nicht-chronologische Reise durch das Leben von Charles Foster Kane. Ein Stilmittel das ich bei einem heutigen Film erwarten würde, aber sicherlich nicht bei einem Werk der Vierziger Jahre.

Die Geschichte selbst, um die letzten Worte des Millionärs (heute würde wohl eher der Begriff Mulitmilliardär passen) und Bürger Kanes, ist spannend erzählt und die Frage was es denn nun mit „Rosebud“ auf sich hat hält den Zuschauer die guten 2 Stunden bei der schwarz-weißen Stange. Die Erzählung wirkt authentisch, nachvollziehbar und schildert teils drastisch das Auf und Ab eines Mannes, mit einem Zuviel Geld und dem Plan Höheres zu erreichen. Natürlich wirkt das Motiv des erst armen, dann reichen und zum Ende gescheiterten und verbitterten Milliardärs sehr altbacken, dürfte jedoch in dem damaligen Jahrzehnt den Nerv getroffen haben. Zumal die Figur des Charles Foster Kane sehr nah an die der tatsächlichen Person William Randolph Hearst gelehnt ist.

Schauspielerisch kann der Film, zumindest heute, größtenteils keine Begeisterungsstürme mehr entfachen. Die Schauspielkunst dieser Jahre erinnert sehr an überzeichnetes Theaterspiel, befeuert durch eine typisch veraltete Beleuchtungs- und Schnitttechnik. Ganz anders sieht es bei der Maske aus, die wirklich toll anzusehen ist. Der nicht nur Regie, sondern auch Hauptrolle übernehmende Welles, wird durch die Maske perfekt an das jeweilige Rollenalter angepasst und spielt die zunehmende körperliche Veränderung von einem jungen Mitzwanziger bis hin zum Greis überzeugend.

Soweit so gut, doch an mancher Stelle macht es einem der Film dann doch schwer. Störend wirkt vor allem, dass in regelmäßiger Widerkehr durcheinandergeredet wird, Szenen viel zu lang sind und zerfasert wirken und Kameraeinstellungen statisch vor sich dahin vegetieren.

Doch zurück zur Ausgangsfrage. Ist Citizen Kane einer der besten Filme aller Zeiten? Für mich ist er es nicht… aber! Das eine 70 Jahre alte Geschichte, verpackt in einem entsprechend altem Filmwerk auch heute noch durchaus angenehm schaubar ist, zeigt die Qualität und die Vorreiterrolle von Citizen Kane. Denn auch wenn man die filmhistorische Zeit vor und nach diesem Streifen nicht einordnen kann (so wie ich), wird sich wohl eine unmittelbare Ahnung aufdrängen, wie viele wegweisende Elemente Welles für unser heutiges Kino auf den Weg gebracht hat.

Das Fazit (für Lesefaule):

Ein Film den man trotz, oder gerade wegen, seines Alters gesehen haben sollte und der wesentlich moderner erscheint als vieles was erst 30 Jahre später die Leinwand beleuchtete. Orson Welles hat hier großes vollbracht, was anerkennend zugestanden werden muss und auch den einen oder anderen Abstrich beim Zuschauen im 21. Jahrhundert rechtfertigt.

Wertung:

Sieben prächtige Statuen in Xanadu – aus der Sicht von 2013.

7-0

Trailer:

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