Jahr: 1974
Deutscher Titel: Flammendes Inferno
Regie: John Guillermin
Laufzeit: 165 Minuten
Budget: ca. 14 Mio. $
Academy Award: Beste Kamera, Bester Schnitt und Bester Originalsong
Sowie Nominiert: Bester Film, Bester Nebendarsteller, Beste Filmmusik, Bestes Szenenbild und Bester Ton.
Der Inhalt kurz und knapp:
Pfusch am Bau – wer kennt es nicht? Undichte Fenster, kalte Heizungen, Schimmelbildung. Alles ziemlich ärgerlich, doch nichts gegen unsachgemäße Elektroinstallationen in Hochhäusern. Eine solche ist nämlich Auslöser eines Großbrands im „Glass Tower“, dem neuen Prachtbau im Herzen von San Francisco, der just an diesem Abend offiziell eröffnet wird. Hierzu hat sich die lokale Prominenz zusammengefunden und veranstaltet eine illustre Party im 135. Stock. Jetzt sind Wohnungsbrände eh eine unangenehme Sache, in einem Hochhaus ist eine handfeste Katastrophe allerdings nicht fern. Um Schlimmeres zu verhindern, macht sich der Architekt des Gebäudes Doug Roberts (Paul Newman) mit dem örtlichen Feuerwehrchef O’Hallorhan (Steve McQueen) an die Arbeit. Das Feuer breitet sich jedoch immer weiter aus und gerät mehr und mehr außer Kontrolle. Denn um Geld und Arbeitszeit zu sparen, wurde an allen Ecken und Enden gespart und schon bald ist der Schlamassel perfekt. Denn sämtliche Wege nach unten sind versperrt und die Teilnehmer der Eröffnungsfeier sind gefangen. Jetzt muss improvisiert werden, wobei die Retter zu einigen ungewöhnlichen Tricks und Kniffen greifen müssen, welche jedoch auch so ihre Risiken bergen. Es wird auf jeden Fall eine heiße Party.
Die Meinung. :
Nach längerer Pause, nun also wieder ein Klassiker im CinemaScope! Zugegeben handelt es sich bei diesem Vertreter um keine Erstsichtung meinerseits. „The Towering Inferno“, der hierzulande besser unter dem Namen „Flammendes Inferno“ bekannt ist, habe ich bereits mehrmals gesehen, jedoch immer nur einzelne Teile hiervon. Meist beim nachmittäglichen Zappen, hier mal eine Stunde vom Anfang, hier mal eine halbe Stunde zum Ende hin, aber eben nie als Ganzes im Stück. Da es diesen Klassiker seit einiger Zeit schon in einer hochauflösenden Fassung gibt, wollte ich diesen Umstand nun endlich beheben und habe mir einen Abend mit Chips, Bier und einer ordentlichen Katastrophe gemacht.
Meine erste Erkenntnis an diesem Abend: Der Film ist sage und schreibe 165 Minuten lang. Puh. Ziemlich viel Holz für einen Katastrophenfilm. Doch entgegen meiner ursprünglichen Skepsis kann ich Entwarnung geben. „The Towering Inferno“ ist ein knackig erzählter und überaus spannender Film, der kaum nennenswerte Längen oder Durchhänger hat. Tatsächlich springt der Film von einer spannenden Szene zur nächsten und bietet kaum Zeit zum Verschnaufen. Hier wirkt der Film für sein Alter durchaus frisch und könnte mit kleineren Änderungen auch durchaus heute noch im Lichtspielhaus der Wahl laufen.
Das gilt allerdings nur eingeschränkt für die Schauspieldarbietung. Der Film ist zwar mit allerlei bekannten Schauspielgrößen versehen – allen vorweg natürlich Paul Newman und Steve McQueen, aber auch Fred Astaire, Faye Dunaway, William Holden, Jennifer Jones, und, und, und – beschränkt sich aber auf das Wesentliche, gelegentlich mit dem Hang zu überzogener Dramatik. Das ist nicht ungewöhnlich für die Zeit und lässt sich verschmerzen, reißt aber auch nicht wirklich vom Hocker.
Ein großer Pluspunkt an „The Towering Inferno“ sind seine handgemachten Effekte. Dies macht sich besonders an den Szenen mit Feuer, Flammen und dickem Rauch bemerkbar, die aufgrund nicht vorhandener Animationstechnik tatsächlich abgefilmt werden mussten. Das tut dem Film äußerst gut, da er auch in der mittlerweile erschienenen HD-Fassung grandios aussieht. Besonders vor der Arbeit der Stuntmen kann ich nur meinen feuerfesten Hut ziehen, da diese in spektakulären Szenen brennend durch die Szenerie rennen. Das hat dann auch teils ziemlich harte Einstellungen zur Folge, wer jedoch eine Faszination für Feuer hat, wird sich an die hochauflösenden Bildern nicht sattsehen können. Toll! Vor allem schafft „The Towering Inferno“ hierdurch auch die Illusion aufzubauen und aufrecht zu halten, dass man a) einen tatsächlichen Wolkenkratzer sieht und b) dieser dann auch noch munter brennt. Handwerklich sehr eindrucksvoll.
Doch so toll das Feuer im Detail aussieht, darf man gleichzeitig nicht allzu genau über den Großbrand nachdenken. Hier versteckt sich nämlich die ein oder andere Logiklücke, da mehrere Szenen eher der Dramaturgie zuträglich sind, als einem konsistenten Plot. Doch hier will ich auch nicht zu kleinlich sein, aber explodierende Treppenhäuser, seltsames (Nicht-)Ausbreiten von Feuer und vor allem die finale Auflösung brauchen schon eine gehörige Packung suspension of disbelief.
Doch lässt man diese Kleinigkeiten außer Acht, ist „The Towering Inferno“ ein absolut packender Film, dem man seine 40 Jahre kaum anmerkt. Der Film lässt sich trotz einer beachtlichen Länge locker, flockig herunterschauen, hat ein perfektes Tempo und bietet für jeden Freund zünftiger Katastrophen reichlich Anschauungsmaterial. Also ein echt heißer Tipp! Höhö.
Das Fazit (für Lesefaule):
1974? Wirklich? Natürlich merkt man „The Towering Inferno“ sein Alter an. Klar, sind Requisiten und Bühnenbild eben jene 41 Jahre alt. Die Handlung jedoch ist angenehm knackig inszeniert, hat kaum Längen oder Durchhänger und wirkt somit sehr modern. Das tut dem Film auch äußerst gut, der immerhin 165 Minuten auf der Uhr hat. Dem Zuschauer wird kaum Möglichkeit gelassen durchzuatmen, wenn der Film von (Achtung Wortspiel) einem Brandherd zum nächsten springt. Besonders überzeugte mich auch die Darstellung des Feuers und der lodernden Flammen, die aufgrund mangelnder Animationstechnik noch mit viel Handarbeit und Liebe zum Detail gemacht sind. Daher sollte man sich den kleinen Aufpreis gönnen und eine aufgearbeitete HD-Fassung organisieren, da der Film so noch einmal deutlich gewinnt. Dass an der ein oder anderen Stelle die physikalischen Gesetze außer Kraft gesetzt scheinen und auch das Schauspiel gelegentlich, wenn auch zeittypisch, überzogen wirkt, kann man dem Film voll und ganz verzeihen. Ich war die rund 2 ½ Stunden bestens unterhalten und kann „The Towering Inferno“ jedem ans Herz legen, der ein Faible für Katastrophenfilme und gute Klassiker besitzt.
Wertung:
Trailer: