Jahr: 1992
Regie: Helmut Dietl
Laufzeit: 115 Minuten
Budget: 14 Mio. DM
Academy Awards: Bester fremdsprachiger Film (nominiert)
Der Inhalt kurz und knapp:
1945 – ein Transportflugzeug der deutschen Luftwaffe gelingt es aus dem eingekesselten Berlin zu entkommen. An Bord befinden sich, neben der Besatzung, mehrere Kisten mit brisantem Inhalt – unter anderem die Tagebücher des Führers höchstpersönlich. Nach dem Absturz des Flugzeugs in der sächsischen Provinz, sind die Memoiren für Jahrzehnte verschollen, bis diese auf anonymen Weg einer namhaften westdeutschen Zeitschriftenredaktion angeboten werden. Klingt alles ziemlich unglaubwürdig? Ist es auch. Dies ist der Auftakt zu einem der größten Skandale des Journalismus, denn die Tagebücher stammen aus der Feder von Fritz Knobel (Uwe Ochsenknecht), der sich nicht nur selbst die Titel „Prof.“ und „Dr.“ gegeben hat, sondern regelmäßig Plagiate für Militaria-Sammler und Altnazis kreiert. Dabei hätte die Verlags- und Redaktionsleitung stutzig werden können, sind auf dem Einband nicht etwa die Initialen „A.H.“ zu finden, wie man dies erwarten könnte, sondern das Kürzel „F.H.“. Doch bei den erwarteten Gewinnen und dem journalistischen Ruhm, schalten sämtliche Beteiligte (u.a. Götz George und Ulrich Mühe) ihren Verstand aus und bezahlen Millionen für den erwarteten Coup des Jahrhunderts – der sich am Ende jedoch als gefährlicher Schuss nach hinten entpuppt.
Die Meinung:
Der Skandal rund um die vermeintlichen Hitler-Tagebücher und die Rolle des „Stern“, dürfte einer der prominentesten der Nachkriegsgeschichte sein und hängt der Zeitschrift bis heute nach. Dabei ist nicht nur die Ausgangslage geradezu absurd, sondern auch die zahlreichen Details rund um die Veröffentlichung. Das sich hieraus eine hervorragende Komödie stricken lässt, fiel 1992 Helmut Dietl auf. Gepaart mit einem prominenten Cast wurde aus der Rahmengeschichte schließlich „Schtonk!“, für den es sogar bei den Academy Awards für eine Nominierung reichte. Zurecht?
Um es vorwegzunehmen: „Schtonk!“ ist eine der wenigen Beispiele für eine gelungene deutsche Komödie. Dabei funktioniert einmal mehr eines der Grundprinzipien des erfolgreichen deutschen Films. Man nehme einfach eine ganze Landung der bekanntesten deutschen Schauspieler, werfe sie zusammen in eine historische Geschichte und traue sich ausnahmsweise etwas zu probieren. Hierbei hat Regisseur und Autor Dietl ein geschicktes Händchen bei der Themenauswahl bewiesen, die sich schon im realen Leben wie ein Scherz liest.
Hier ist dann tatsächlich auch die große Stärke des Films auszumachen. Denn auf der Handlungsebene funktioniert der Film vor allem durch die Geschichte der Tagebuch-Entstehung und deren Weg zur HHpress, alias dem Stern. Der Plot rund um die Fälschungen wird knackig erzählt und lässt die knapp 2 Stunden verfliegen. Dabei arbeitet der Film stets an der Absurditätsgrenze, bleibt aber konsequent weg vom Albernen, sondern pflegt einen durchaus trocknen Humor. Dieser war für mich jedoch in großen Teilen zum Schreien komisch. Das der Film jedoch in der Grundhandlung jedoch nah an der Realität bleibt, kann man nach Lektüre der realen Ereignisse erstaunt feststellen.
Interessant ist insbesondere der Cast, der durch die Bank prominent besetzt ist. Götz George, Ulrich Mühe, Harald Juhnke, Christiane Hörbiger oder die erst später bekannteren Uwe Ochsenknecht und Veronicas Ferres. Das Ensemble spielt hervorragend zusammen und bringt die jeweiligen Talente ein. Besonders großartig sticht selbstverständlich Götz George heraus, der die Rolle Hermann Willié (alias Reporter des Stern Gerd Heidemann) irgendwo zwischen Satire und reinem Wahn spielt.
Wenn man dem Film etwas ankreiden möchte, dann ist es seine mittlerweile eigenartig angestaubte Atmosphäre. Obwohl der Film 1992 gedreht wurde und in den 80er Jahren spielt, wirken die Bilder und Szenen stellenweise sehr altbacken. Das mag auch mit der bescheidenen Bildqualität zusammenhängen, da es leider (noch) keine höherauflösende Version des Films zu erwerben gibt. Neben den optischen Abstrichen, war für mich die Darstellung des Pathos rund um den Führerkult und die Verherrlichung der Person stellenweise schwer zu ertragen. Natürlich handelt es sich hierbei um satirische Elemente, die aber teils grenzwertig am Erträglichen kratzen.
Am Ende hatte mich „Schtonk!“ jedoch durch und durch unterhalten und ist trotz kleinerer Abstriche ein wirklich sehenswerter Film. Das schöne dabei ist die lockere Aufarbeitung des Skandals um die Tagebücher, wobei es im Anschluss Spaß macht den Film mit den tatsächlichen Fakten abzugleichen. Das hierbei in einem Streich viel über notwendige journalistische Sorgfalt und Medienethik zu lernen ist, schadet dabei natürlich nicht.
Das Fazit (für Lesefaule):
Bei „Schtonk!“ handelt es sich um eine gnadenlos überzogene Darstellung der tatsächlichen Ereignisse aus dem Jahr 1983 rund um die gefälschten Hitler-Tagebücher von Konrad Kujau. Liest man sich nach dem Film jedoch die näheren Fakten dieser journalistischen Pleite durch, ist es abenteuerlich, wie viele Details dann doch extrem nah an der Realität sind. Dies ist die Stärke von „Schtonk!“, der mit dem grandiosen Cast, die Geschichte teils überspitzt bis sich die Balken biegen, ohne jedoch zu albern zu werden oder sich zu weit weg von den historischen Begebenheiten zu bewegen. Die mittlerweile etwas angestaubt wirkende Atmosphäre des Films stört zwar hier und dort, was allerdings auch an der ziemlich dürften Bildqualität liegt. Hier würde sicherlich eine überarbeitete HD-Fassung mehr Spaß bereiten. Unterm Strich ist „Schtonk!“ eine durch und durch lustige, in Teilen auch grotesk-absurde Komödie, die mir wirklich Spaß gemacht hat. Für mich ein absoluter Klassiker des deutschen Films, den man vielleicht nicht gesehen haben muss, aber zumindest sollte.
Wertung:
Trailer: