Jahr: 2014
Regie: Noam Murro
Laufzeit: 102 Minuten
Budget: 110 Mio.€
Der Inhalt kurz und knapp:
In Griechenland sind wieder einmal die Perser los. Das hiermit keine Auslegeware gemeint sein dürfte, ist seit den Geschehnissen in „300“ klar. Denn parallel zu den Ereignissen rund um König Leonidas und seine 300 waschbrettbebauchten Krieger, sticht der athenische Feldherr Themistokles (Sullivan Stapleton) in See. Seine Aufgabe ist es die heranrückenden persischen Kriegsschiffe aufzuhalten, die Xerxes den Griechen entgegenwirft. Angeführt wird die persische Armada von der rachsüchtigen Artemisia (Eva Green), die zwar gebürtige Griechin ist, allerdings mit ihren Wurzeln so ihre Probleme hat. Das Ganze endet, wie könnte es anders sein, in einer gigantischen Seeschlacht, bei der sich Wasser- und Blutfontänen die Klinke in die Hand drücken. Dabei versucht Themistokles die wieder einmal zahlmäßig deutlich unterlegenden Griechen gegen die persische Übermacht zu behaupten – König Leonidas wäre stolz gewesen.
Die Meinung:
Wahnsinn? Das ist noch ein „300“-Film! 7 Jahre nach dem popkulturellem Streich von Zack Snyder erscheint mit „300: Rise of an Empire“ ein Nachfolger der Bauchmuskel und Blutfontänen-Parade. Kritik an Snyders „300“ konnte man seinerzeit reichlich haben, sei es der muntere Einsatz des Geschichtsquirls oder die ziemlich dürftig verpackte Islamophobie. Doch erzeugte der Film bei mir, durch seine neuartige Bildsprache und den geschickten Einsatz von choreographierten Zeitlupensequenzen, reichlich Eindruck. Nun also eine Fortsetzung, jedoch von dem unbekannten Regisseur Noam Murro.
Was soll ich sagen? Bereits nach dem ersten Trailer stellte sich bei mir keine große Vorfreude ein, und diese Vorahnung bestätigte sich in Folge auch. „300: Rise of an Empire“ ist eine herbe Enttäuschung, betrachtet man seinen inhaltlichen und geistigen Vorgänger. Bei allen Versuchen von Regisseur Murro der Spur von Snyder zu folgen, muss ich dem Film vor allem eins attestieren: eine ziemliche Belanglosigkeit.
Diese Belanglosigkeit zeigt sich vor allem in der Geschichte. Deutlich anzumerken ist dem Film zumindest der Wille die Geschichte von “300“ inhaltlich auszubauen, näher auf bekannte Charaktere einzugehen und dabei neue Elemente wie Personen einzuführen. Soweit so gut. Doch nachdem sich der Film die ersten Minuten Zeit nimmt eben diesen Anspruch zu erfüllen und einen informativen Prolog präsentiert, scheint das Pulver an dieser Stelle verschossen. Gerne hätte ich noch mehr gesehen, wie Xerxes als Marionette von Artemisia benutzt wird oder Themistokles in den athenischen Machtmühlen zerrieben wird. Aber nö. Unterm Strich hatte „300“ bei aller Action hier mehr zu bieten.
So plätschert die Geschichte so vor sich hin und wird letztlich für die rasche Abfolge von Action-Sequenzen geopfert. Das schlägt sich dann ebenfalls auf die Charaktere nieder, die ziemlich blass wirken. Den Schauspielern kann man hier allerdings keinen Vorwurf machen, da diese durchaus versuchen den Figuren Leben einzuhauchen. Doch bei dem dünnen Drehbuch ist das kaum möglich. Teilweise liest man von einer grandiosen Eva Green, doch auch die Rolle kann meiner Meinung nicht überzeugen.
Was ich dem Film zugutehalten will, ist sein teils unglaubliches hohes Tempo mit wohl arrangierten Schwertkämpfen, samt sämtlichen denkbaren Todesfolgen. Die Abfolgen der Sequenzen peitschen den Zuschauer geradezu durch einen Großteil des Films und bietet eine gute Basis. Doch eine echte Sandale wird daraus nicht. Das liegt vor allem an der Übertreibung der Gewaltdarstellung. Wo „300“ noch einen Stil pflegte, der die Gewalt durch Weichzeichner und Zeitlupen in einer befremdlichen, dafür aber spannenden, Künstlichkeit präsentierte, übertreibt es Murro. Vor allem die stilprägenden Blutfontänen wirken so, als würde aus den Kriegern unter Druck stehendes Gelee emporschießen. Zu viel an dem Film wirkt zu künstlich, zu unrealistisch. Hier hatte „300“ eine wesentlich bessere Balance gefunden.
Ein interessantes Detail am Rande: Tatsächlich handelt es sich strenggenommen (im Gegensatz zu „300“) in diesem Fall um keine Comic-Verfilmung. Denn die Vorlage von Frank Miller “Xerxes“, auf der sich „300: Rise of an Empire“ beziehen soll, ist noch gar nicht publiziert. Von daher muss man sich fragen, inwieweit das Drehbuch überhaupt auf die Ideen des Comics Bezug nehmen konnte. Ein bisschen schnuppert das Ganze für mich nach Etikettenschwindel.
Doch sei es drum. Das erneute Aufleben der Spartiaten ist alles andere als ein Highlight. Der Film konnte mich in nur wenigen Momenten mitreißen, zudem gab es auch nahezu keine erinnerungswürdigen Momente. Natürlich ist es schwer an einen Vorgänger heranzureichen, der solch eine Wirkung wie „300“ hinterlassen hat. Dennoch hätte man hier mehr Kreativität und Innovation aufbringen können, als eine billige Kopie anzufertigen. „Wanderer, kommst du nach Sparta, dann berichte, dass du diese Fortsetzung nicht gesehen hast.“
Das Fazit (für Lesefaule):
„300: Rise of an Empire“ ist ein (Achtung Wortwitz) ziemlich blutleerer Nachfolger des zur Popkultur gewordenen Vorgängers “300“. Die aufgeworfene Geschichte rund um Themistokles liest sich auf dem Papier zwar passend zu der des Vorgängers, wirkt jedoch wie ein unnützer Blinddarmfortsatz. Die Geschichte und die Charaktere wirken langweilig und blass, auch wenn sich die beiden Hauptdarsteller redlich bemühen ihnen Leben einzuhauchen. Das entscheidende Problem an „300: Rise of an Empire“ ist jedoch die vermeintliche Stärke – die Optik der actionreichen Passagen. Zwar peitscht Regisseur Murro den Zuschauer durch einen Großteil seines Films dank fulminanter Action-Choreographien, doch scheitert er an der Adaption der Bildästhetik von „300“. Alles wirkt ein bisschen zu künstlich, das Blut spritzt ein wenig zu hoch, die Kampftechniken sind ein Quäntchen zu unrealistisch. Somit bleibt ein inhaltlich reichlich öder Film, mit öden Charakteren und dem Scheitern an der Bildästhetik des Vorgängers.
Wertung:
Trailer: