The Secret Life of Walter Mitty (oder: LIFE!)

Jahr: 2013
Deutscher Titel: Das erstaunliche Leben des Walter Mitty
Regie: Ben Stiller
Laufzeit: 114 Minuten
Budget: 90 Mio.€

Der Inhalt kurz und knapp:

Der tagträumende Walter Mitty (Ben Stiller) hat es wahrlich nicht leicht. Sein Arbeitsleben beim Life!-Magazin verbringt er unter eher eremitischen Bedingungen im Bildarchiv der Zeitschrift. Doch auch in seiner Freizeit lebt Walter mehr oder weniger unter Ausschluss von Menschen und traut sich kaum fremde Personen anzusprechen. Als dann das Life!-Magazin verkauft wird kommt es für ihn knüppeldick. Die neuen Investoren wollen aus dem Print- ein Online-Magazin machen und dabei einen Großteil der Belegschaft vor die Tür setzen. Für das Cover der letzten Druckausgabe hat der Starfotograf Sean O’Connell (Sean Penn) eines seiner besten Fotos geschossen. Doch dummerweise ist das Bild nie bei Walter angekommen. Noch dummererweise ist Sean O’Connell auf Dauerreise und prinzipiell nie zu erreichen. Aus diesem Grund macht sich Walter auf die Suche nach dem Verschwundenen. Dank einiger Hinweise kommt Walter das erste Mal aus seinem Archiv heraus und begibt sich auf sein erstes Abenteuer, einmal rund um die Welt.

Die Meinung:

Unglaublich stimmungsvolle Bilder, ein wahnsinnig passender Soundtrack, eine Atmosphäre zum niederknien. Das Alles umfasst der neue Film von und mit Ben Stiller, der sich nach 5 Jahren wieder einmal auf den Regiestuhl niederlässt. „Toll, den schau ich mir auch mal an!“, könnte man sich jetzt denken, jedoch ist dies leider das einzig Positive an „The Secret Life of Walter Mitty“. Die Verpackung der tollen Bilder ist nämlich wenig begeisterungsfördernd. Wo knirscht es im Hause Mitty/Stiller?

Das größte Problem an „The Secret Life of Walter Mitty“ ist die unklare Ausrichtung. Will der Film eine Komödie sein? Oder lieber doch ein Drama, das sich mit dem Thema Leben herumschlägt? Für mich war dies nach den rund 2 Stunden nicht ersichtlich. Natürlich kann man diese beiden Genres mixen – dann jedoch müssen die beiden Teile miteinander harmonieren und kein Teil darf durch den anderen überdeckt werden. Doch genau das passiert in Ben Stillers Film. Denn einige wenige Sequenzen sind durchaus lustig gemeint, wie zum Beispiel die Anspielung auf „The Curious Case of Benjamin Button“, stehen doch reichlich isoliert und passen nicht in den Film. Das mag auch daran liegen, dass Ben Stiller den gesamten Film mit einer Miene durch den Film läuft, als stünde er vor einer 4-stündigen Wurzelbehandlung. Will heißen: der Film spielt zu ernst auf. Auch die Action-Sequenzen sind merkwürdig eingewoben und wirken in dem Kontext befremdlich. Somit ergibt sich ein Genremix, der sich wie ein falsch zusammengesetztes Puzzle anfühlt.

Neben dieser Ausrichtungsfrage hat leider auch der Plot so seine Probleme – denn der ergibt wenig Sinn und ist arg konstruiert. Ich habe mich zum Ende des Films gefragt, was Walter Mitty denn nun erlebt hat und was nur in seiner Fantasie existierte. Das herauszufinden ist aufgrund der Absurdität der Ereignisse nur schwer möglich. Leider funktionieren auch die Figuren rund um Walter Mitty nicht und stören im zunehmenden Maße. Ob es nun sein neuer und egomanischer Boss ist, seine heimliche Büroliebschaft oder die traumtänzerische Schwester. Alles wirkt doch reichlich eindimensional und mit äußerst wenig Liebe ausgearbeitet. Die einzige spannende Figur ist die von Sean Penn verkörperte, die jedoch vieeel zu wenig Filmanteile innehat. Wenn man schon einen Sean Penn gewinnen kann, sollte man ihn auch griffiger einsetzen.

Was den Film rettet sind die teils grandiosen Szenen, besonders auf Grönland und Island. Dabei greift der Film Kameraschnitte und Totalen der Inseln auf, die eher an Dokumentationen á la „Planet Earth“ erinnern. Ergänzt werden diese Bilder durch einen fantastischen Soundtrack, hierbei vor allem durch die Musik von José González und der isländischen Gruppe „Of Monsters and Men“. Diese Kombination kreiert sehr atmosphärische Momente, die mir mehrmals die Augen leicht benetzte.

Wirklich schade, dass Stiller nicht mehr aus der Idee machen konnte. So bleibt ein ziemlich ungarer Film zurück, der sprichwörtlich weder Fisch noch Fleisch ist und so wirkt, als hätte das Drehbuch mehrere Bögen zu viel machen wollen. Dann doch lieber ein klarer und weniger verschnörkelter Film, der gerne auch mehr smarten (sprich keinen albernden) Witz hätte haben dürfen.

Das Fazit (für Lesefaule):

Was wollte der Künstler uns hiermit sagen? Diese Frage kann man Ben Stiller durchaus stellen. Bei Einsetzen des Abspanns war mir nicht wirklich klar, was der Film von mir wollte. Die Botschaft des Films sollte wohl lauten: „Hey! Geht raus und erlebt was!“. Doch irgendwie passte das komplette Bild einfach nicht zusammen. Der Plot ist bestenfalls als konfus zu bezeichnen, die Figuren neben Walter billige Klischees. Dazu kommt der teils beinahe verstörende Umstand, dass der Film scheinbar nicht weiß, ob er Komödie oder Drama sein will. Denn gibt es zwar durchaus lustige Szenen, die wirken, als wären sie einer waschechten Komödie entsprungen. Doch inmitten der ansonsten bierernsten und beinahe depressiven Passagen, wirken diese deplatziert. Was den Film rettet sind die teils wahnsinnig schönen Bilder und ein absolut genialer Soundtrack, die in Kombination mich mehrmals vom Hocker rissen. Alleine wegen dieser Momente kann man „The Secret Life of  Walter Mitty“ empfehlen. Einen wirklich guten Film sollte man aber nicht erwarten.

Wertung:

5-0

Trailer:

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