Jahr: 2013
Regie: J. C. Chandor
Laufzeit: 105 Minuten
Budget: 8,5 Mio. $
Academy Awards: Bester Tonschnitt (nominiert)
Der Inhalt kurz und knapp:
Segeln besitzt ja so seine Faszination, besonders wenn man alleine mit sich und seinen Gedanken auf hoher See unterwegs ist. Das denkt sich auch der namenlose Skipper (Robert Redford), der mit seinem Segelboot im Indischen Ozean unterwegs ist. Das sich ein solcher Trip auch schnell zu einem Alptraum entwickeln kann wird klar, als das Boot mit einem herrenlosen und umhertreibenden Container kollidiert. Ein beachtliches Leck ist die Folge, doch damit nicht genug. Gleich mehrere Stürme treffen den zunehmend in Not geratenen Segler hart, wodurch ein Kampf um Leib und Leben entbrannt. Ein Kampf Mensch gegen Natur – wer kann sich hier wohl durchsetzen.
Die Meinung:
Ein Film, in dem gerade einmal 10 Zeilen Text gesprochen wird? Robert Redford alleine mit der Kamera auf hoher See? Das Ganze geschlagene 105 Minuten lang? Klingt nach einem Filmexperiment, dass jedoch sofort meine Aufmerksamkeit hatte. Ich bin zwar kein absoluter Fan von Robert Redford, dennoch las sich diese Beschreibung absolut spannend, da einfach nicht alltäglich. Doch dann kam alles ein „wenig“ anders.
Nun, ich will gar nicht groß um den heißen Brei herumreden. Für mich ist der Film ein absoluter Reinfall und hat mich sehr, sehr enttäuscht zurückgelassen. Dabei bietet der Film zwar die ein oder andere schöne Kameraeinstellung, er hat mich jedoch absolut gelangweilt und tatsächlich in keiner Minute Begeisterung auslösen können. Woran lag es? Der Versuch einer Erklärung.
Als wirklich problematisch empfand bei J.C. Chandors zweitem Langfilm vor allem die absolute Überraschungslosigkeit. In den unglaublich lang wirkenden 105 Minuten Filmlaufzeit passiert nämlich nichts, was irgendwie mein Interesse wecken konnte. Tatsächlich war für mich die komplette Handlung absolut vorhersehbar und sämtliche Plot-Elemente des Schiffbruchfilms waren vorhanden. Sturm, Schiff kentert, Rettungsinsel, wieder Sturm, Schiff fährt vorbei, Wassermangel, Haie (ja, sogar Haie!). Vielleicht sind diese Elemente Pflicht in so einem Film – ja. Vielleicht lassen sich hier auch schwer innovative Elemente finden – zugegeben. Dennoch hat mich der Film in weiten Zügen einfach nur gelangweilt.
An dieser Stelle wäre es vielleicht eine ziemlich smarte Idee gewesen den Protagonisten aufzuwerten und gegen die Langweile im Plot anspielen zu lassen. Doch das leistet die Rolle einfach nicht. Das hat zwei Gründe. Zum einen weiß ich als Zuschauer nichts, absolut nichts, über den Segler. Wer ist er? Warum fährt er alleine in einem Segelboot über den Indischen Ozean? Wem schreibt er den Abschiedsbrief und warum wählt er diese Worte? Ein wenig drängt sich bei dem Film der Vergleich zu „Cast Away“ auf. Auch wenn dies kein perfekter Film ist, gefiel er mir doch wesentlich besser. Denn hier hatte ich eine Verbindung zum Darsteller und wusste in groben Zügen wer er ist.
Der zweite Grund, der bei der Ausgestaltung des Protagonisten schief gegangen ist, ist meiner Meinung nach seine emotionale Kühle. Ich habe mich zwischenzeitlich gefragt, warum der Segler keine Gefühlsausbrüche zeigt, trotz dieses enormen Pechs. Kein „fuck“, kein Beschweren, kein Wutanfall. Erst nach sich ewig anfühlenden 2/3 Film kommt eine solche Reaktion, doch auch hier äußerst kontrolliert. Das macht alles kein Spaß und ist maximal langweilig. Im Gegenteil scheint der Protagonist immer Herr der Situation und weiß was zu tun ist.
Zum Ende des Films kam dann bei mir auch zunehmend Ärger über die ziemlich einfallslose Geschichte und Charakterarbeit auf und das Ende habe ich geradezu herbeigesehnt. Tatsächlich war mir auch das Schicksal des Seglers ziemlich egal. Aus welchem Grund hätte er mir dies nicht sein sollen? Ich sehe auch mit einigen Tagen Abstand keinen plausiblen. Was den Film vor einer wertungstechnischen Katastrophe dann rettet ist seine durchaus solide Produktion und ein Schauspieler, der aus dem Drehbuch offensichtlich noch das Beste geholt hat. Unterm Strich ist für mich dieses Filmexperiment jedoch in die Hose gegangen.
Das Fazit (für Lesefaule):
Heieiei… eigentlich ziehe ich ja vor experimentellen Filmen gerne den Hut. Sich eines durchaus gewagten Filmkonzepts anzunehmen, Investoren zu überzeugen und schlussendlich einen solchen Film auch tatsächlich auf die Leinwand zu bringen hat meinen Respekt. Die Kopfhaut lüften würde ich im Grunde auch gerne bei „All is Lost“. Doch muss ich diesem Experiment klar attestieren, dass es schlicht nicht aufgegangen ist. Ich habe selten einen derart langweiligen und belanglosen Film gesehen, der mich zu keiner Minute mitreißen konnte. Das liegt nicht einmal unbedingt an dem Fakt, dass in dem Film 10 Zeilen Text gesprochen werden, sondern an der absoluten 0815-Schiffbrüchigen-Geschichte. In diesem Film passiert nach der Kollision mit dem Container nichts, aber auch gar nichts Überraschendes. Technisch solide produziert und mit einem Robert Redford, der aus seiner Rolle das Maximale herausholt, was angesichts der Dünne der Figur aber immer noch viel zu wenig ist. Mein Urteil mag hart erscheinen, aber einen derartigen Kampf mit dem Schlaf, hatte ich seit langer Zeit bei keinem Film mehr.
Wertung:
Kurs 3,0 Grad in Richtung Langweile!
Trailer: