Pain & Gain (Oder: Einmal mit Profis!)

Jahr: 2013
Regie: Michael Bay
Laufzeit: 129 Minuten
Budget: 26 Mio. $

Der Inhalt kurz und knapp:

Danny Lugo (Mark Wahlberg) hat die Schnauze gestrichen voll. Der passionierte Bodybuilder und Personal Trainer hat seinen Körper bis zum Anschlag gestählt. Eigentlich sollten sich durch dieses Training nun auch sämtliche ökonomischen Türen für ihn weit öffnen – meint Danny. Doch anstelle dessen fährt er weiter Fiero statt Bentley und wohnt in einem Appartement statt in einer schicken Villa. Ziemlich ungerecht, das sehen auch seine Kumpel Adrian Doorbal (Anthony Mackie) und Paul Doyle (Dwayne Johnson) ähnlich. Zusammen fassen sie den Plan Victor Kershaw, einen lokalen Unternehmer und Kunden von Danny Lugo, bis auf die letzte Unterhose auszunehmen und anschließend verschwinden zu lassen. Das Ganze klingt nach einem ziemlich skrupellosen und nur bedingt originellen Plan, doch kaum 2 Sekunden darüber nachgedacht, startet die Aktion. Das Problem: die drei haben zwar Erfahrung im Gewichte stemmen, aber nicht darin jemanden zu entführen, zu erpressen oder gar umzubringen – mit diesen Voraussetzungen startet ihr Coup der, oh Wunder, völlig anders abläuft als gedacht.

Die Meinung:

Herrje. Michael Bay dreht eine Komödie. Eventuell wird man es an meinen Ausführungen hier und dort ablesen können, aber ich war nie ein großer Fan der Filmkunst dieses doch eher spezielleren Typs Regisseur. Die frühen Werke („Bad Boys“ und „The Rock“)  mochten noch ihren gewissen Charme haben, die bis heute folgenden Filme sind für mich jedoch im wesentlichen Action-Kino der besonders schlimmen Art. Nun also eine Komödie, genauer gesagt eine Action-Komödie, denn alles andere wäre ja höchst merkwürdig gewesen. Also dann, „Pain & Gain“ liegt auf der Hantelbank und versucht das Niveau, nach oben selbstverständlich, zu drücken.

Zu allererst fällt die bereits bekannte Kaugummi-Ästhetik von Michael Bay auf. Ein ununterbrochener, gewollt atmosphärischer Musikteppich läutet die ersten Bilder des Films ein und endet erst zum Finale des Abspanns. Dazu optisch passend, werden unsere drei aufgepumpten Antihelden, wo immer es irgendwie geht, aus der Untersicht gefilmt und mit allerlei Farbfiltern in Szene gesetzt. Obendrein setzt Bay auf ein für ihn neues Stilmittel – eingeblendete Metatexte erläutern dem Zuschauer die momentane Handlung. Das alles wirkt ästhetisch wie bei einem 5-minütigen Musikvideo. Doch wo die Synapsen bei einem Videoclip noch die Aufmerksamkeit aufrecht erhalten können, sind volle 2 Stunden in diesem Stil schwer durchzuhalten und erzeugen eine filmuntypische Stimmung. Vielleicht gibt es für all diese stilistischen Mittel spezielle Fans, ich gehöre leider nicht dazu.

Bei der eigentlichen Handlung hat Bay sicherlich genau das abgeliefert, was er gerne haben wollte. Sein Credo entsprechend „nimm ein Thema und überdrehe es bis zum Anschlag“, präsentiert „Pain & Gain“ eine Geschichte, die im Kern vielleicht sogar grob der Wahrheit entspricht. Dennoch wirken die Szenen, die Gags, die Dialoge, ja einfach alles, derart überzeichnet und grotesk, dass bereits nach kurzer Zeit klar ist, wo der Hase langläuft. Hechelnd springt das Drehbuch von Szene zu Szene und stopft die Protagonisten in einen wahnwitzigen Plot. Hier muss ich dann allerdings doch zugeben, dass durch dieses völlige Überdrehen einige wirklich lustige Momente aufkommen. Besonders die Rolle von Dwayne Johnson, die so überhaupt nicht zu dessen Äußerem passt, brachte mich mehrmals zum kugeln.

Doch so schön beispielsweise diese Rolle ist, umso mehr störte mich im zunehmenden Filmverlauf, dass das Drehbuch mit dem Vorschlaghammer versucht seine Protagonisten lächerlich zu machen. Die drei sind unfähig ordnungsgemäß zu kidnappen, sie schaffen es nicht eine Kettensäge zu bedienen, gesicherte Geldkoffer zu öffnen, und, und, und. Das Ganze fruchtet dann auch nach und nach, wobei schlussendlich dem Film eine klare Sympathiefigur fehlt. Vielleicht sollte dies Ed Harris sein, dessen Rolle scheinbar die einzig bei Verstand gebliebene in dem Film scheint, ihm fehlt jedoch die ausgeprägte Screentime.

Ohne starke Protagonisten müsste nun also die Handlung den Film tragen, doch ist die genauso kaugummiartig klebrig wie die optische Ästhetik. Bis zum Ende war mir nicht klar, worauf der Film eigentlich hinaus möchte. Möchte er überhaupt auf etwas hinaus? Ich hatte zumindest zeitweise das Gefühl, dass hier versucht wurde von unten an der fehlgeleitenden Interpretation des Amerikanischen Traums zu kratzen. Doch irgendwie entschwand mir diess Gefühl zwischen Witzen über Impotenz und Brustimplantaten.

Schlussendlich kann man sich „Pain & Gain“ nach dem Genuss einiger Biere und in Gesellschaft durchaus anschauen. Ein typischer Film, bei dem man mal 5 Minuten im Gespräch verpassen kann und ohne Probleme wieder in die Handlung hinein findet. Jedoch gibt es wesentlich intelligentere Komödien, die für die Handlung und ihren komödiantischen Charme nicht die universale Brechstange der Übertreibung benötigen.

Das Fazit (für Lesefaule):

Brachiale Transformer-Action trifft auf brachiale Comedy. Mit seiner unverkennbaren Kaugummi-Ästhetik inszeniert Michael Bay nun also eine Komödie. Ein Genre, das bei Bay wohl schon seit längerem auf der Abschussliste stand. Denn immerhin stopfte Bay in seine „Transformer“-Trilogie eine gehörige Portion (des eher flacheren) Humors. Nun also der Versuch diese Portion auf 2 volle Stunden aufzublähen. Letztlich besitzt „Pain & Gain“ einige derb-lustige Szenen und sorgte bei mir für das ein oder andere leicht verzweifelte Lachen. Doch insgesamt wirkt der Film in seiner kompletten Laufzeit schief. Die Story hinkt auf beiden Beinen, die Figuren wirken unnatürlich verzerrt und die Bay’sche „Untersicht-ist-die-beste-Sicht“-Optik nervt. Zudem setzt Bay alles daran seine drei Protagonisten maximal beschränkt und tumb wirken zu lassen, womit dem Film jedweder Empathieträger des Zuschauers fehlt. Somit bleibt, mir auf der anderen Seite der Mattscheibe, nicht viel mehr, als kopfschüttelnd dem wilden Treiben zu folgen und mich zu fragen, was eigentlich der tiefere Sinn hinter „Pain & Gain“ ist. Und gerade das sollte ein solcher Film eher vermeiden.

Wertung:

3 Spritzen Anabolika und eine halbe Steroide.

3-5

Trailer:

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