Jahr: 2012
Deutscher Titel: Ralph reichts
Regie: Rich Moore
Laufzeit: 101 Minuten
Budget: 165 Mio. $
Der Inhalt kurz und knapp:
Ralph hat die digitale Nase endgültig voll. Als Wreck-It Ralph (deutsch: Randale-Ralph) ist er seit nunmehr dreißig langen Jahren Teil des Videospiels „Fix-It Felix, Jr.“. Wie der Name erahnen lässt, mimt er hierbei jedoch nicht den glänzenden Helden, sondern den stets häuserzerstörenden Antagonisten. Als Dank für seinen Einsatz wird er nach jedem gewonnenen Level vom Hochhaus aus in eine Dreckpfütze geworfen, während sein Gegenüber Felix ständig mit Medaillen belohnt wird und ihn die restlichen Charaktere des Spiels lieben. Nach dem Schließen der Spielhalle trifft sich Ralph daher mit anderen Schurken der Videospielgeschichte zu einer Selbsthilferunde in Pac-Man oder nimmt ein Bier im Tapper’s.
Doch nun soll alles anders werden. Ralph bricht aus seinem Videospiel aus und versucht anderweitig an eine heißbegehrte Medaille zu gelangen – er mischt sich gegen jede Regel in einem anderen Spiel ein. Das Ganze gerät zu einem heillosen Durcheinander, wodurch Ralph schließlich im Rennspiel „Sugar Rush“ landet und auf die seltsame Vanellope von Schweetz trifft. Vanellope würde zwar gerne Rennen fahren, hat allerdings leider mit einem einprogrammierten Bug ihrer Figur zu kämpfen und wird deswegen vom Rennbetrieb ausgeschlossen. Mit der unerwarteten Hilfe von Ralph will Vanellope nun endlich Rennfahrerin werden und ihm im Gegenzug seinen größten Wunsch erfahren – eine Medaille.
Die Meinung:
Wreck-It Ralph, ein waschechter Animationsfilm und der erste Abkömmling samt Kritik in diesem Blog. Das ist jedoch kein besonderer Zufall, sondern eher der Tatsache geschuldet, dass ich kein allzu großer Fan dieses Genres bin. Das liegt weniger an der Qualität der Filme, sondern vielmehr in der simplen Tatsache, dass mich die allermeisten Abkömmlinge dieses Genres inhaltlich nicht wirklich ansprechen. Bei Wreck-It Ralph hingegen aktivierte sich mein Radar sofort und spülte den Film prompt auf die heimische Mattscheibe.
Videospiel-Charaktere werden nach Ladenschluss der Spielhalle lebendig und entwickeln ein Eigenleben. Hm. Die Idee klingt tatsächlich nur bedingt originell, hatten wir doch auch schon 1995 zum Leben erwachtes und herumwandelndes Plastikspielzeug. Doch Wreck-It Ralph ist viel mehr als diese Grundidee. Der Film strotzt nur so vor Ideen und Referenzen auf die zurückliegenden Jahrzehnte des Videospiels. Zu Beginn des Filmes feuert Rich Moore hier ein Feuerwerk erster Güte ab und präsentiert eine Referenz nach der anderen zu den digitalen Klassikern der Spielhallenära. Alleine schon das Spiel „Fix-It Felix, Jr.“ ist eine Verneigung an „Donkey Kong“, als eines der wichtigsten und erfolgreichsten Spiele dieser Zeit. Gekrönt wird dieser Akt durch die geniale Idee der Bösewichte-Selbsthilfegruppe „Bad-Anon“, die von Clyde (einem der Pac-Man-Geister) geleitet wird und die bekanntesten Videospiel-Antagonisten versammelt. In regelmäßigen Abständen präsentiert der Film dem geneigten Nerd lustige Kleinigkeiten, wie ein „All your base are belong to us“-Graffiti in der Game Central Station oder die Verwendung des legendären Konami-Cheats zur Umprogrammierung von „Sugar Rush“.
Um es allerdings schon einmal vorwegzugreifen, Randale-Ralph schafft es leider nicht den Highscore zu brechen. Nach dem absolut knackigen Start mit einer unglaublichen Fülle an Anspielungen und Memes, verflacht der Film nach einer knappen halben Stunde hin zu den altbekannten Funktionsweisen konventioneller Animationsfilme. Es geht um Freundschaft, ein großes Ziel, zwischendurch um das standardisierte Tal der Tränen, bis schließlich ein Happy End den Zuschauer dankbar abholt. Irgendwie alles schon einmal gesehen, irgendwie schon einmal über alles gelacht. Problematisch ist, dass der Film sich zwischenzeitlich komplett von der Videospielwelt verabschiedet und gänzlich in die fiktive Welt von „Sugar Rush“ eintaucht. Hier baut der Film eine komplette, zweite Ebene auf, was sich nun auch deutlich in den Witzen niederschlägt. Anstatt über Marios Erzrivalen Bowser zu lachen, lacht man nun über Nesquik-Treibsand und anstelle eines unverständlichen Q*bert, schmunzelt man nun über einen Donut-Polizisten. Das ist zwar auch lustig, aber irgendwie nicht mehr das, womit der Film mich erst geködert hatte. Dennoch hält der Film auch hier seine Qualität. Das liegt vor allem an den unglaublich symphytischen Charakteren und in seinem sehr feinen Humor. Viele kleine lustige Anspielungen muss sich der Zuschauer selbst suchen und werden ihm nicht mitten ins Gesicht gedrückt.
Nachdem die 101 Minuten leider viel zu schnell zu Ende waren und ich noch grinsend auf dem Sofa saß, kam mir der Gedanke „Wer ist überhaupt Zielgruppe für diesen Film?“. Tatsächlich dürften die meisten Anspielungen auf Videospiele aus den 80ern und frühen 90ern Kinder und Jugendlichen von heute eher nichtssagend daherkommen. Natürlich sind die ureigenen Zielgruppen von Animationsfilmen jedoch eben jene Kinder und Jugendliche. Dieser Widerspruch erscheint für mich eine ganz wesentliche Stärke dieses Films zu sein, indem er die Popkultur von vor 20 Jahren mit der heutigen geschickt verknüpft und sich somit einer viel breiteren Masse von Zuschauern anbietet und für diese schlussendlich auch sehenswert ist. Da bin ich selbst das beste Beispiel, da Wreck-It Ralph seit Jahren der erste Animationsfilm war, den ich aus eigenem Antrieb heraus ins heimische Abspielgerät geworfen habe.
Das Fazit (für Lesefaule):
Wreck It-Ralph ist ein wirklich lustiger und kurzweiliger Film, dem ich nur jeden ans Herz legen kann. Leider hat er zu Beginn ein Tempo, das er nicht schafft über die Ziellinie zu retten. Dennoch überzeugt der Film mit einem angenehmen Humor und vielen, vielen kleinen Anspielungen auf alles, was nicht bei drei im Zwischenspeicher abgelegt ist.
Wertung:
850 dicke Punkte für den Gamerscore – eine schöne 8,5.
Trailer: