Jahr: 2014
Regie: Christopher Nolan
Laufzeit: 169 Minuten
Budget: 165 Mio.€
Der Inhalt kurz und knapp:
Zum Ende des 21. Jahrhunderts geht es mit der Menschheit schwer bergab. Klimawandel und Ressourcenverbrauch haben dazu geführt, dass ein Überleben auf der Erde immer schwieriger wird. Besonders die Nahrungsmittelproduktion stellt sich unter den sich ändernden Bedingungen immer schwieriger dar, zumal ein Großteil der Kulturpflanzen dem Klimawandel bereits zum Opfer gefallen ist. Als Reaktion hierauf fokussiert sich die Welt auf die Produktion von Nahrungsmitteln – Farmer sind gefragt, anstelle von Wissenschaftlern und Ingenieuren. Der ehemalige NASA-Pilot Cooper (Matthew McConaughey) ist gezwungenermaßen ebenfalls unter die Landwirte geraten, hadert allerdings mit seinem neuen Leben. Durch eine zufällig erscheinende Wendung trifft Cooper auf seine ehemaligen Mitstreiter der NASA (Michael Caine), die ihm einen verwegenen Plan offenbaren. In unmittelbarer Nähe des Saturns hat sich ein Wurmloch geöffnet – ein Weg in eine entfernte Galaxie mit eventuell bewohnbaren Planeten. So macht sich Cooper auf eine neue Heimat zu finden. Für sich, seine Familie und die gesamte Menschheit.
Die Meinung:
Die Nolans sind zurück. Wie bereits bei „The Prestige“, „Memento“ oder den beiden letzten Batman-Ablegern, schmeißen Christopher und Jonathan Nolan wieder einmal ihre Kreativität in einen großen Kessel. Ein wenig Science, ein bisschen Fiction . Dazu noch eine gehörige Portion Bildsprache und Budget. Kräftig umgerührt und fertig ist der SciFi-Epos 2014, der stellenweise schon als neues „2001“ gesehen wird. Puh, ein großer Vergleich. Doch trifft er zu?
Tatsächlich stechen bei „Interstellar“ zahlreiche Referenzen an bekannter Werke ins Auge, vorneweg Stanley Kubricks Meisterwerk „2001: A Space Odyssey“. Sei es das rotierende Raumschiffdesign, die allzu menschlich wirkenden Roboter oder der konsequente Verzicht auf Geräusche im Vakuum. Doch gerade auch durch letzten Punkt und das allgemeine Szenenbild, wirkt der Film ebenfalls durch „Gravity“ inspiriert. Warum auch nicht, kam man sicherlich nicht an dem Werk von Alfonso Cuarón vorbei. Doch vor allem referenziert Nolan stark auf seine eigene Filmografie. Insgesamt pickt sich Nolan also die Rosinen aus dem Kuchen der Filmhistorie, jedoch nicht ohne eine eigene Handschrift vermissen zu lassen.
Was „Interstellar“ wirklich ausmacht ist der Zugang, dem er den Zuschauer bietet. Wie beispielsweise auch „Inception“, biedert sich der Film nicht beim Zuschauer an. Nolan fordert den Zuschauer, zwingt zum Mitdenken, aber auch zum kritischen Hinterfragen der gezeigten Szenen und der gesamten Handlung. Damit bietet Nolan wieder den ziemlich seltenen Fall, dass ein hohes Budget mit durchaus vorhandenem Anspruch zusammenkommt. In Zeiten von absurden Geldschlachten für jeden noch so schlichten Superhelden, ist dies ein angenehmer Kontrast.
An dieser Stelle gibt es dann aber doch auch über den einen oder anderen, die Handlung betreffenden Punkt nachzudenken. Denn auf der Handlungsebene bietet der Film tatsächlich kritikwürdige Elemente. Das kommt meiner Meinung nach dadurch, dass die beiden Brüder auf Teufel komm raus eine konsistente Geschichte erzählen wollen, die obendrein noch wissenschaftlich untermauert ist. Das Problem ist allerdings, dass sich der Plot soweit in den Bereich der Fiction bewegt, dass die Science nicht mehr adäquat hinterherkommt. Das an sich ist kein Problem. Das entsteht erst dann, wenn man dies logisch erklären möchte. Und genau hier funktioniert „Interstellar“ nicht mehr, wenn versucht wird mit abstrusen pseudo-wissenschaftlichen Ansätzen die Handlung rund zu machen. Hier hätte man sich tatsächlich mehr an „2001“ orientieren sollen, der irgendwann die logische Ebene verlässt und im Surrealen endet.
Dennoch ist „Interstellar“ ein wahnsinnig atmosphärischer Film und wirkt in vielen Details unglaublich originell und stilprägend. Die Bildsprache, kombiniert mit genialer Musikuntermalung lässt Gänsehaut aufkommen. Die schauspielerische Leistung überzeugt (z.B. von Anne Hathaway), wobei vor allem Matthew McConaughey genial auftrumpft. Auch wenn der Film für meinen Geschmack viel zu ernst gefasst ist und durchaus ein wenig mehr Spaß und ein wenig weniger Schwere hätte enthalten können, ist „Interstellar“ ein wirkliches Filmerlebnis von denen es wenige gibt.
Das Fazit (für Lesefaule):
Ein „2001“ für das 21. Jahrhundert! Das klingt nicht nur unlogisch, sondern verfehlt auch das eigentliche Thema. „Interstellar“ legt seinen Fokus auf andere Themen, wie bspw. den Umgang des Menschen mit seiner Umgebung oder der Frage, ob Raumfahrt in schwierigen Zeiten ein Luxus oder zwingende Notwendigkeit ist. Im späteren Verlauf kommen dann noch eher fragwürdige, esoterisch anmutende Themen zum inhaltlichen Kanon, die „Interstellar“ wenig voranbringen. Doch bei aller Kritik an der zum Ende teils unsinnigen Auflösung, ist Nolans neuster Streich wieder einmal vor allem eins – ein echtes, atemberaubendes Filmerlebnis. Kamera, Ton, Bildsprache, Schauspiel… das alles zusammen wirkt wunderbar harmonierend und hinterlässt bleibende Spuren.
Wertung:
Trailer: