Jahr: 1971
Deutscher Titel: Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All
Regie: Robert Wise
Laufzeit: 131 Minuten
Budget: 6,5 Mio. $
Academy Awards: Bester Schnitt (nominiert), Bestes Szenenbild (nominiert)
Der Inhalt kurz und knapp:
Per Anhalter durch die Galaxis – getreu diesem Motto setzt sich ein außerirdischer Organismus erst in einem amerikanischen Satelliten fest, und landet dann im Anschluss mit diesem nahe eines kleinen Kaff in New Mexico. Dort angekommen tötet der mikroskopische Fremdkörper sämtliche Bewohner, bis auf einen alten Mann und ein kleines Baby. Das Ganze ist nicht nur unangehem für das Kaff, sondern droht alsbald zu einer globalen Katastrophe zu werden. Glücklicherweise hat Dr. Jeremy Stone Uncle Sam ein hochmodernes Hochsicherheitslabor j.w.d. (Anm. d. Red.: janz weit draußen) aus den Rippen geschlagen, in welchem der Satellit und die Überlebenden untersucht werden können. Doch gerade ist die Forschung angelaufen, da droht der Organismus auszubüchsen. Als wäre das nicht genug, setzt das Hochsicherheitslabor dazu an sich in Schall und Rauch umzuwandeln – und zwar durch eine fulminante nukleare Selbstzerstörung.
Die Meinung:
Ach schon wieder… gefühlt alle paar Monate kommt mir „The Andromeda Strain“ vor die Flinte. Meist auf höher nummerierten TV-Sendern (auf der heimischen Fernbedienung) und gerne zu einer Uhrzeit weit nach Mitternacht. So habe ich mit Sicherheit ein gutes halbes Dutzend mal wahlweise den Anfang oder das Ende gesehen, jedoch nie am Stück. Diesem nicht haltbaren Zustand wollte ich allerdings nun endlich ein Ende setzen und gönnte mir, nun also quasi in einer Premiere, die runden 2 Stunden in einem Rutsch. Was also hat dieser Klassiker zu bieten?
Der Film beginnt, trotz seiner Langsamkeit, mit einer atmosphärischen und spannenden Eingangssequenz. So sind die Ereignisse in dem Dorf in New Mexico (eigentlicher Drehort war jedoch in Texas) interessant choreographiert, die Aktivierung der Wissenschaftler und der Transport zur Forschungseinrichtung Original Wildfire oder deutsch Steppenbrand angenehm nebulös. Was sich mit der Langsamkeit zu Beginn schon androht, wird von Regisseur Wise im folgenden Akt jedoch zur unangenehmen Wahrheit – der Film hat zahlreiche und reichhaltige Längen. So wird eine elendig lange Szene nach der anderen darauf verwendet, Steppenbrand technisch bis ins Detail zu beschreiben. Ebene hier, Siegel dort, Schutzmechanismus überall… Das dürfte den Endzeitsekten-Anhänger vielleicht interessieren, aber mich ödete es einfach an. An dieser Stelle drängt sich der Vergleich zu „Star Trek – Der Film“ auf, den Wise ebenfalls auf dem Regiestuhl begleitete.
Hingegen bei Ende des Films und schlussendlicher Auflösung der Gefahr, kommt tatsächlich ein gewisser Zug in die Story. Die letzten rund 20 Minuten machen durchaus Spaß und stellen die Frage auf, warum man hiervon nicht mehr hätte drehen können. Inhaltlich interessant ist der Umstand, dass die Gefahr innerhalb des Labors am Ende nicht durch die Aliens, sondern durch den Menschen selbst kommt. An dieser Stelle möchte ich nicht weiter spoilern, hier sollte man sich als Zuschauer selbst überraschen lassen. Ansonsten bleibt zu „The Andromeda Strain“ gar nicht viel zu erwähnen. Die schauspielerische Leistung ist, gemessen an 1971, durchaus solide, jedoch auch nicht besonders großartiger Natur. Als Fun Fact kann noch erwähnt werden, dass in diesem Film die erste Computeranimation der Filmgeschichte Verwendung fand (wenn auch nur indirekt), die man sich jedoch lieber hätte verkneifen sollen. Da war der Wille der Technik einfach voraus.
Abschließend kann ich „The Andromeda Strain“ für ambitionierte Genrefans durchaus empfehlen oder generell für Freunde des klassischen Filmvergnügens. Ich hatte bei meinen ersten, kompletten 131 Minuten durchaus Spaß an dem Film, auch wenn der Film schon zu ermüden weiß. Daher geht der Daumen, für diese Alieninvasion der anderen Art, in einen gemächlichen horizontalen Bereich.
Das Fazit (für Lesefaule):
Aliens im Westentaschenformat. „The Andromeda Strain“ ist einer dieser Filme, die nicht besonders gut gealtert sind. Die Handlung ist an manchen Stellen zäh wie altes Kaugummi, die Optik in knalligen Primärfarben lässt selbst Windows 8 User erschrecken, die Effekte sehen grausig aus. Trotz dieser Eigenschaften ist „The Andromeda Strain“ für mich immer noch ein hochspannender Film, der mit einer Dramatisierung des Problems daherkommt, wie ein Treffer mit dem Vorschlaghammer mitten ins Gesicht. Allerdings muss ich auch ehrlich zugeben, dass in den Jahrzehnten nach 1971 eine ganze Reihe besserer Todesbazillen-und-Forschungslabor-Filme entstanden ist. Für den ein oder anderen, mit einem Faible für unterirdische Hochsicherheitslabore, ist dieser Klassiker von Robert Wise allerdings einen Tipp wert.
Wertung:
6 von 10 erfolgreich dahingeraffte Versuchsäffchen.
Trailer: